GfK-Konsumklima Fußball-EM hellt Verbraucherstimmung auf
Die Stimmung der deutschen Konsumenten hat sich deutlich verbessert, auch wegen der Fußball-EM. Mit Blick auf die Konjunktur bleiben sie jedoch weiter skeptisch - wie auch die Industrieunternehmen.
Die Laune unter den Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland hat durch die Fußball-EM im eigenen Land einen kleinen Kick bekommen. Das Barometer für das Konsumklima im August stieg auf minus 18,4 Punkte von revidiert minus 21,6 Zählern im Vormonat, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) heute mitteilten.
Von Reuters befragte Volkswirte hatten für August lediglich einen Anstieg auf minus 21,0 Zähler erwartet. Die Forscher prognostizieren monatlich anhand der Umfrage unter rund 2.000 Verbrauchern die Konsumstimmung für den Folgemonat.
Nachhaltiger Effekt durch die EM?
Dem NIM-Konsumexperten Rolf Bürkl zufolge hat bei der Aufhellung des Konsumklimas "mit großer Wahrscheinlichkeit" auch die Euphorie eine Rolle gespielt, die die Fußball-Europameisterschaft hierzulande in vielen Teilen der Bevölkerung ausgelöst habe: "Es bleibt allerdings abzuwarten, ob dieser Effekt nachhaltig ist, oder nur ein kurzzeitiges Aufflackern darstellt."
Sollte sich die Verbesserung des Konsumklimas als Strohfeuer herausstellen, werde der Weg aus dem Tief lang und mühsam, hieß es in der Mitteilung. Zum Vergleich: Vor der Corona-Pandemie lag das Konsumklima bei etwa plus zehn Punkten.
Und auch Beobachter fürchten, dass die Euphorie schnell wieder nachlassen könnte. Die Talsohle sei zwar durchschritten, sagt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, aber er gibt auch zu bedenken: "Für einen höheren Konsumoptimismus bedarf es weiterer und deutlicher Stimmungsverbesserungen."
Insgesamt verbesserte Aussichten
Ein Großteil der Haushalte sieht laut Umfrage derzeit durch Gehaltssteigerungen und eine leicht gesunkene Inflation reale Einkommenszuwächse. Nach einem kleinen Rückschlag im Vormonat schätzen die Deutschen ihre Gehaltsaussichten für die kommenden zwölf Monate im Juli wieder deutlich besser ein: Der Indikator gewann 11,5 Zähler und kletterte damit auf 19,7 Punkte - der höchste Wert seit Oktober 2021.
Allerdings müsse die Planungssicherheit zurückkehren, um die Neigung zu größeren Anschaffungen wie Autos oder Möbel zu verbessern, so die Institute. Wegen der besseren Einkommensaussichten habe sich diese Komponente schon im Juli um 4,6 Punkte verbessert - ein höherer Wert wurde zuletzt im März 2022 gemessen.
Pessimistisch hinsichtlich des Wirtschaftswachstums
Hinsichtlich der Konjunktur sind die Einschätzungen der befragten Konsumentinnen und Konsumenten derweil zurückhaltend. Danach wird sich die deutsche Wirtschaft in den kommenden zwölf Monaten nur sehr mühsam erholen. Zwar legte der Indikator Konjunkturerwartung um 7,3 Zähler zu, konnte damit aber nur die Verluste aus dem Vormonat wettmachen. Aktuell weist die Stimmung wie im Mai einen Wert von 9,8 Punkten auf.
Auch nach Sicht von Experten wird sich eine Belebung der Konjunktur erst im kommenden Jahr beschleunigen. "Die seit der Pandemie erlittenen Kaufkraftverluste machen die Verbraucher weiter vorsichtig. Immer noch sparen die Deutschen mehr von ihrem Einkommen als vor der Pandemie", lautet das Fazit von Michael Herzum von Union Investment: "Der Spielraum für einen dynamischeren Konsum wäre also vorhanden, wird aber nicht genutzt. Daher erwarten wir über das Jahr einen Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts von nur 0,7 Prozent."
Deutsche Wirtschaft im Juli überraschend auf Talfahrt
Eine monatliche Firmenumfrage des Finanzdienstleisters S&P Global ergab indes, dass die deutsche Wirtschaft im Juli sogar überraschend geschrumpft sein dürfte. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - also Industrie und Dienstleister - fiel auf 48,7 Zähler und damit erstmals seit vier Monaten unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten. "Das sieht nach einem ernsthaften Problem aus. Die deutsche Wirtschaft ist in die Schrumpfungszone zurückgefallen", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia.