Glyphosat-Hersteller Monsanto Die unbeliebteste Firma der Welt
Seit 1901 stellt Monsanto Chemieprodukte für die Landwirtschaft her. Heute hat das Unternehmen 21.000 Mitarbeiter und noch viel mehr Feinde. Sie werfen Monsanto vor, mit seinem genveränderten Saatgut Ökosysteme zu gefährden und mit Glyphosat die Gesundheit der Verbraucher.
Monsanto hat es geschafft, zu einem der unbeliebtesten Unternehmen überhaupt zu werden. Einmal im Jahr gibt es den "Marsch gegen Monsanto". An zahlreichen Orten auf fast allen Kontinenten versammeln sich Menschen, um gegen Monsanto zu protestieren. Die Vorwürfe sind vielfältig. So soll Monsanto Monopole anstreben, Bauern unter Druck setzen und besonders mit seinem genveränderten Saatgut Ökosysteme gefährden.
Mais oder Soja werden gentechnisch verändert - so überleben sie, wenn das Feld mit Glyphosat besprüht wird und alle anderen Pflanzen eingehen. Monsanto verkauft Saatgut und Unkrautvernichter im Paket.
Es gibt bereits immune "Super-Unkräuter"
Farmer wie Troy Rausch aus Indiana kritisieren: "Der Patentschutz gilt 20 Jahre lang, doch bevor er abläuft, hat die Technologie ihre Wirkung verloren. Also kommt ein neues Produkt und sichert ihnen wieder 20 Jahre Patentschutz."
Rausch beobachtete auf seinen Feldern, dass auch dort bereits sogenannte "Super-Unkräuter" wachsen, die gegen das Unkraut-Vernichtungsmittel immun sind. Darum entwickelt Monsanto bereits neue, stärkere Mittel.
Glyphosat ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Phosphonate. Es ist Hauptbestandteil verschiedener am Markt erhältlicher Unkrautvernichtungsmittel. Pflanzenschutzmittel, die Glyphosat enthalten, gehören zu den weltweit am häufigsten verwendeten Herbiziden. Pflanzen nehmen Glyphosat durch ihre Blätter und andere grüne Pflanzenteile auf. Glyphosat blockiert die Produktion bestimmter Aminosäuren, die wichtig für das Wachstum der Pflanzen sind. Während die Internationale Behörde für Krebsforschung (IARC), eine Unterorganisation der WHO, in einer neuen Bewertung zum Schluss kommt, das Glyphosat für den Menschen wahrscheinlich krebserzeugend ist, ergaben zuvor andere Studien - wie die der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) - keine Hinweise darauf. 2015 kritisierten 96 Wissenschaftler aus 25 Ländern die Ergebnisse der EFSA-Studie, und forderten die Europäische Kommission auf, "das fehlerhafte Ergebnis der EFSA zu Glyphosat bei Ihrer Formulierung der Umwelt- und Gesundheitspolitik in Bezug auf Glyphosat außer Acht zu lassen und eine transparente, offene und glaubwürdige Prüfung der wissenschaftlichen Literatur zu verlangen".
Anbau ist sehr viel einfacher
In den USA hat sich die Idee der genveränderten Pflanzen durchgesetzt. Für Farmer zählt, dass der Anbau sehr viel einfacher ist als bei herkömmlichem Saatgut. Mais und Soja, aber auch Baumwolle oder Zuckerrüben: Über 90 Prozent davon stammen hier aus gentechnisch verändertem Saatgut. Eine Kennzeichnungs-Pflicht gibt es nicht. Wenn Lebensmittel gekennzeichnet werden, dann von Unternehmen, die darauf hinweisen wollen, dass ihre Produkte aus nicht manipulierten Pflanzen erzeugt wurden.
Monsanto betont immer wieder, dass gentechnisch verändertes Saatgut ungefährlich sei. Robert Fraley ist Vize-Präsident des Unternehmens, er gilt als einer der Wegbereiter der Technologie. "Diese Produkte sind seit 20 Jahren auf dem Markt", sagt er."Es gibt keinen einzigen Problemfall mit Gen-Food oder Gen-Futter. Die Sicherheits-Bilanz unserer Produkte ist absolut makellos."
Weltweit 21.000 Mitarbeiter
Wirtschaftlich hat sich das Vorgehen für Monsanto bisher ausgezahlt. Die Geschichte des Unternehmens reicht bis 1901 zurück. Damals entstand ein klassisches Chemie-Unternehmen mit Produkten für die Landwirtschaft, mit Medikamenten und anderen Chemie-Produkten. Der Konzern wurde 2000 aufgespalten - seitdem entwickelt und produziert Monsanto nur noch für die Landwirtschaft.
Das Unternehmen hat weltweit über 21.000 Mitarbeiter. Monsanto gehört zu den 500 größten börsennotierten Unternehmen in den USA. Der Jahresumsatz zuletzt: Umgerechnet knapp 14 Milliarden Euro. Der Überschuss lag bei umgerechnet über zwei Milliarden Euro.
Auch mit Bayer wohl schon länger Gespräche
Monsanto ist längst mehr als nur ein Anbieter von Saatgut und Unkrautvernichtern. Zum Beispiel bietet das Unternehmen Landwirten auch Software zur Datenanalyse an. Zusammenschlüsse mit anderen Unternehmen sind schon länger ein Thema: Monsanto versuchte zum Beispiel im vergangenen Jahr, den Konkurrenzen Syngenta zu übernehmen, was aber scheiterte.
Auch mit Bayer gibt es offenbar schon länger Gespräche. Eine Übernahme von Monsanto durch Bayer könnte auch die Kartellbehörden auf den Plan rufen. Dow Jones zitierte Schätzungen von Morgan Stanley. Demnach kontrollieren die beiden Unternehmen zusammen 28 Prozent des weltweiten Pestizid-Marktes und 36 Prozent der Mais-Saat in den USA.