Weniger Staatshilfe, mehr Eigenanteil GM steckt mehr Geld in Opel-Sanierung
GM will nun doch mehr als die Hälfte der Kosten für die Opel-Sanierung übernehmen. Der Konzern erhöht seinen Anteil von 600 Millionen auf 1,9 Milliarden Euro. Europas Regierungen sollen 1,8 Milliarden Euro Staatshilfen beisteuern. Die Gesamtkosten zur Rettung von Opel steigen von 3,3 auf 3,7 Milliarden Euro.
Bei der Sanierung seiner Tochterfirma Opel will der US-Autokonzern General Motors deutlich mehr Geld aus eigenen Mitteln investieren als bislang geplant. GM werde sich mit einer Finanzspritze von 1,9 Milliarden Euro am Konzernumbau beteiligen, teilte Opel mit. Die Mittel sollen sowohl als Eigenkapital als auch in Form von Krediten fließen. Bisher hatte General Motors nur einen Eigenanteil von 600 Millionen Euro vorgesehen und setzte in erster Linie auf Staatshilfen.
Laut dem ursprünglichen Sanierungskonzept wollte GM von den europäischen Regierungen 2,7 Milliarden Euro an Kredit- und Bürgschaftszusagen für Opel. Nun sollen noch 1,8 Milliarden Euro fließen. Allerdings werden die Gesamtkosten der Sanierung nun mit 3,7 Milliarden Euro veranschlagt - und liegen damit um 415 Millionen Euro höher als zuletzt angegeben. Die Differenz zu den ursprünglich veranschlagten 3,3 Milliarden Euro bezeichnete ein Opel-Sprecher als "Sicherheitspuffer". Das Geld fließe in die Restrukturierung, in Investitionen und diene zudem der Liquiditätssicherung.
GM kommt deutschen Forderungen nach
Die Aufstockung des Eigenanteils bei der Opel-Sanierung hatte zuvor der Verwaltungsrat von General Motors gebilligt. "Das ist ein klares Bekenntnis zum europäischen Geschäft, das für GM von entscheidender Bedeutung ist", sagte GM-Chef Ed Whitacre. Damit wolle das Unternehmen auch bei den europäischen Regierungen "Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft von Opel schaffen."
Vor allem aus Deutschland, das ursprünglich mit 1,5 Milliarden Euro den Großteil der veranschlagten Staatshilfen beisteuern sollte, waren Forderungen nach einem deutlich höheren Eigenanteil von GM bei der Opel-Sanierung laut geworden. Den neuen Plänen zufolge übernähme der US-Autokonzern etwas mehr als die Hälfte der Kosten. "Jetzt hoffen wir, dass dieses Signal als ein wichtiger Meilenstein in unserem Bemühen gesehen wird, mithilfe von Bürgschaften die noch verbleibende Finanzierungslücke überbrücken zu können", sagte Opel-Chef Nick Reilly.
Das Unternehmen habe seine Entscheidung der EU-Kommission und den beteiligten Regierungen mitgeteilt. Er erwarte nun in den kommenden zwei bis vier Wochen deutliche Fortschritte in den Verhandlungen mit den europäischen Regierungen. Reilly forderte von Deutschland erneut einen "signifikanten Beitrag" an Staatshilfen zur Sanierung von Opel. Die Pläne zur Rettung des Autoherstellers sehen den Abbau von rund 8300 Arbeitsplätzen in Europa vor, davon mehr als 3900 in Deutschland.
Brüderle: "Noch viele Fragen offen"
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle reagierte zurückhaltend auf die neuen Pläne. Die Aufstockung zeige, dass GM über Mittel verfüge, sagte er in Hannover. Im Rahmen des Antrags auf Staatshilfe seien aber noch zahlreiche Fragen gestellt worden, die noch beantwortet werden müssten. Das Ergebnis des Verfahrens sei offen.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck wertete die geplanten zusätzlichen GM-Investitionen in Opel als "wichtigen Schritt für ein tragfähiges Zukunftskonzept". Auch die hessische Landesregierung begrüßte die GM-Ankündigung. Mit der deutlichen Aufstockung des Eigenanteils habe der Opel-Mutterkonzern "eine der zentralen Forderungen der Länder erfüllt", sagte Finanzstaatssekretär Thomas Schäfer. Die Chancen für eine erfolgreiche Sanierung seien "deutlich gestiegen". Wirtschaftsminister Dieter Posch bezeichnete die GM-Entscheidung als "einen ersten richtigen Schritt".