Trotz Sparmaßnahmen in Griechenland Offene Banken, erleichterte Kunden
Ganz Griechenland atmet erstmals seit Wochen erleichtert auf. Grund: die Banken öffneten am Morgen wieder ihre Schalter. Allerdings bleiben die Kapitalverkehrskontrollen in Kraft und die Kunden dürfen weiter nur 60 Euro am Tag abheben.
Die meisten Griechen reagieren mit Gelassenheit. Seit der Öffnung der Banken am Morgen gehen insbesondere Rentner, die keine EC-Karte haben, in die Filialen, um an ihr Geld zu kommen. Für sie ist es eine enorme Erleichterung. Manche erledigen längst fällige Zahlungen.
Eine junge Frau sagt: "Ich habe Geld für meinen Hauskredit überwiesen. Ich werde das in Raten machen. Mal 50, mal 60 Euro, wie es passt. Zum Glück macht mir die Bank keine Schwierigkeiten. Aber was sollen wir tun, so ist es". Sie fügt hinzu: "Wenn wir im Euro bleiben wollen, dann müssen wir hier durch".
Am Bankautomaten gibt es weiter nur 60 Euro
Öffnung der Banken, das bedeutet: Rechnungen können bezahlt und Schecks eingelöst werden. Trotzdem gibt es nach wie vor Einschränkungen: die Griechen dürfen weiterhin nur 60 Euro am Tag abheben. Sie können sich aber auch ihr gesamtes Wochenlimit von 420 Euro am Stück auszahlen lassen. Bei Überweisungen ins Ausland gibt es allerdings Kontrollen. Diese kann man nur tätigen, wenn man eine Genehmigung hat.
In den vergangenen Monaten haben die Griechen rund 40 Milliarden Euro abgehoben, aus Angst, den Euro verlassen zu müssen. Die Präsidentin des griechischen Bankenverbandes Louka Katseli versucht zu beruhigen und erklärte, das Bankensystem sei stabil.
Bankenverband fordert Vertrauen der Bürger
Sie hat die Bürger in Interviews aufgefordert, ihr Geld, wieder einzuzahlen. Sie müssten verstehen, wie wichtig es sei, den griechischen Banken zu vertrauen, meint sie, "ihr Geld dort zu lassen oder es wieder aus den Truhen und den Häusern, wo sie es versteckt halten, zurückzubringen. Dieses Geld kommt in den Kreislauf zurück, es kann dadurch Kredite geben, es kann den Markt in Bewegung bringen. Wir können so alle unseren Beitrag leisten, unsere Wirtschaft zu retten".
Ob die Griechen das glauben, bleibt abzuwarten. Es wird noch Wochen dauern, bis sich die Lage normalisiert. Zumal seit heute auch die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 23 Prozent für viele Lebensmittel und Dienstleistungen in Kraft tritt. Für die Bevölkerung bedeutet dies weitere Einschnitte im eh schon kargen Budget. Reis, Nudeln oder auch Schulgebühren werden teurer.
Warten auf Licht
Es ist erstaunlich, wie ruhig viele Griechen mit der Situation umgehen, auch wenn manch einem das Wasser bis zum Hals steht. Ein Ladenbesitzer sagt, er wolle erst Ende des Monats zur Bank gehen. Obwohl die letzten Wochen hart für ihn gewesen seien: "Es kam alles zum Erliegen. Die Lieferanten wollten Bargeld haben, die Kunden konnten oft nicht zahlen, so dass wir keine Ware bestellen konnten. Mein gesamtes Bargeld habe ich aufgebraucht".
Er wolle jetzt warten, ob er mit der Öffnung der Banken wieder etwas Licht sehe.