Tsipras zur Euro-Debatte Schuldenschnitt ja, "Grexit" nein
Seit Wochen warnt die griechische Regierung vor dem "Grexit", sollte die Linkspartei Syriza nach den Wahlen die Macht übernehmen. Syriza-Chef Tsipras versucht, die Wogen zu glätten, und warnt seinerseits vor einer Einmischung aus Deutschland.
Griechenland werde die Eurozone nicht verlassen, versicherte am Sonntagabend erneut der Chef der griechischen Linkspartei Syriza, Alexis Tsipras. Syriza wolle ein Ende der Sparpolitik und einen Schuldenschnitt für Griechenland, aber keinen "Grexit", also keinen Austritt aus dem Euro. Genau das werde er in harten Verhandlungen erreichen, sagte Tsipras.
Mit scharfen Worten wies er die Drohungen aus Deutschland zurück, Griechenland müsse den Euro aufgeben, wenn es sich von der Sparpolitik verabschiede. Das, so Tsipras, diene nur dazu, die griechischen Wähler zu terrorisieren, aber das werde nicht gelingen.
Alexis Tsipras betont in seinem Wahlkampf immer wieder, dass Griechenland lange genug aus Brüssel oder Berlin regiert wurde, damit sei bald Schluss: "Es muss jedem klar sein - innerhalb und außerhalb des Landes: Nur die Griechen entscheiden, nur sie. Die Griechen haben den Schlüssel zu ihrem Land."
Samaras warnt seit Wochen
Die griechischen Zeitungen berichten heute nur auf den hinteren Seiten über die so genannte "Grexit"-Debatte, die am Wochenende in Deutschland aufflammte. Denn diese Debatte ist für die Griechen nicht neu. Vielmehr beherrscht sie schon seit Wochen den politischen Streit in Griechenland. Der konservative Regierungschef Antonis Samaras warnt die Griechen in seinem Wahlkampf immer wieder vor einem "Grexit", wenn die Linkspartei die Regierung übernehmen sollte. Das würde die Anstrengungen von vier Jahren Sparpolitik zunichte machen und Griechenland ins Chaos stürzen, warnt Regierungschef Samaras, und hofft, letztlich doch noch als Sieger aus den Wahlen in knapp drei Wochen hervorzugehen.
Wie die Warnungen von Ministerpräsident Samaras klingen, konnte man schon Mitte Dezember hören, als die Börsenkurse in Griechenland einbrachen. Damals wurde immer deutlicher, dass die Linkspartei Syriza in Umfragen vorn liegt und Samaras warnte: "Die Märkte im Ausland haben mit Panik reagiert, als sie von den Plänen der Opposition hörten. Wir müssen gar nichts mehr sagen. Die Angst, die die Opposition verbreitet, spricht für sich."
Einmischung in Wahlkampf?
Die am Wochenende in Deutschland aufgekommene Diskussion um einen "Grexit" hat Samaras nicht kommentiert. Journalisten und politische Beobachter in Griechenland streiten darüber, welchen Einfluss solche Warnungen aus Deutschland auf die griechischer Wähler haben. Viele vermuten, dass manche aus Trotz erst Recht Syriza wählen werden.
Der Athener Politikwissenschaftler Dimitris Sotirópoulos meint: "Je mehr sich Außenstehende, auch aus der EU, hier einmischen, desto stärker wird die griechische Politik polarisiert. Die Lager driften auseinander. Ich denke, es wäre viel klüger, sich mit Bemerkungen zu Griechenland zurückzuhalten, damit die Griechen ihre Probleme allein lösen und zweitens: damit die wirtschaftliche Stabilität Griechenlands und Europas nicht gefährdet wird." Er wünscht sich, dass in den verbleibenden 20 Tagen bis zur Wahl Politiker aus Brüssel und Berlin möglichst wenige Kommentare und Ratschläge an die griechischen Wähler abgeben.