Tourismus erreicht Rekordniveau Wieder Hoffnung für Griechenland
Wenn in der letzten Zeit von Griechenland die Rede ist, geht es stets um die Verschlimmerung der Staats- und Schuldenkrise. Doch es gibt auch Positives zu berichten: So hat die Tourismusbranche des Landes ein sensationelles Jahr hinter sich.
Vom Reinhard Baumgarten, SWR, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
Katzenjammer im vergangenen Jahr - Erleichterung und Freude in diesem Jahr: Rund 16,5 Millionen Touristen werden für 2011 in Griechenland erwartet. "Dieses Jahr verzeichnen wir eine starke Rückkehr aus unseren traditionellen Märkten wie Deutschland und zusätzlich eine anhaltende Zunahme von neuen Märkten", sagt Tourismusminister Pavlos Yeroulanos. "Am Ende des Jahres erwarten wir für Griechenland Rekordzahlen, sowohl bei den Besuchern als auch bei den Einnahmen. Noch nie sind so viele Touristen in unser Land gekommen - das gibt uns Hoffnung."
Hotelsteuer gesenkt, Rivalen zu Partnern gemacht
Politisch und finanziell gesehen war das Jahr 2011 ein Desaster: Griechenland hat rund 360 Milliarden Euro Schulden und kann nur dank der Hilfe von außen zahlungsfähig bleiben. Der Staat muss massiv sparen. Streiks und Proteste waren und sind die Antwort darauf. Im Sommer trafen die Streiks von Taxifahrern und Transportarbeitern auch die Tourismusbranche.
Der zuständige Minister Yeroulanos verweist darauf, dass diese Branche wie andere auch von der Krise getroffen worden sei: "Anstatt dass jeder weggerannt ist, um sich irgendwo zu verstecken, haben wir einen gemeinsamen Plan entworfen, wie wir die Tourismusindustrie aus der Krise holen können."
Die Mehrwertsteuer wurde für die Hotelbranche von 12 auf sechs Prozent gesenkt, um Angebote preiswerter zu machen. Aus Russland, Israel und der Türkei kamen mehr Besucher denn je. Besonders beliebt war Athen. Darüber hinaus wurden neue Angebote für Erlebnisurlaub im Land sowie Wassersport entwickelt.
Angst vor Nordafrika hilft Hellenen
Griechenland profitiert offenkundig zudem enorm davon, dass viele Reisende Urlaubziele wie Ägypten oder Tunesien nach wie vor als unsicher empfinden. Minister Yeroulanos zur neuen Strategie der griechischen Tourismusbranche: "Die beliebtesten Ziele sind London und Paris. Wenn du aber Pakete anbietest mit Akropolis und Pyramiden, oder Akropolis mit Kolosseum oder dem Heiligen Land, dann wird das Angebot dadurch attraktiver und die Leute könnten das anderen Offerten vorziehen. Wir haben unsere früheren Konkurrenten also zu Mitanbietern gemacht und das ist ein großer Erfolg."
Knapp ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts
Während das Bruttosozialprodukt Griechenlands in diesem Jahr voraussichtlich um 4,5 Prozent schrumpfen wird, wächst die Tourismusbranche wieder. Vergangenes Jahr waren noch zehn Prozent weniger Besucher nach Hellas gekommen als 2009.
Die griechische Tourismusindustrie wird im laufenden Jahr rund 18,5 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen - ein Plus von eineinhalb Prozent. Der Fremdenverkehr bleibt damit eine der wichtigsten Einnahmequellen Griechenlands.