Premier wirbt für Freihandelsabkommen mit China Camerons Peking-Reise ärgert die EU
Der Besuch des britischen Premiers in Peking dürfte in Brüssel für Debatten sorgen. Denn Cameron warb offensiv für ein Freihandelabkommen zwischen der EU und China. Ein solches Abkommen wird in Brüssel aber kritisch gesehen - zumindest derzeit.
Der britische Premierminister David Cameron hat sich in Peking für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und China eingesetzt. Ein Abkommen könne jährlich 1,8 Milliarden Pfund (rund 2,2 Milliarden Euro) alleine zur britischen Wirtschaft beisteuern, teilte Camerons Büro mit. "Ich werde mich mit meinem ganzen politischen Gewicht für diesen Deal einsetzen", sagte Cameron vor einem Treffen mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang.
EU: Erst ein Investitionsabkommen
Der britische Vorstoß steht im Kontrast zu den Ankündigungen von EU-Handelskommissar Karel De Gucht. Beim EU-China-Gipfel vor knapp zwei Wochen in Peking hatte er betont, China und die EU müssten sich zunächst über ein Investitionsabkommen einigen. "Erst danach sollten wir über ein Freihandelsabkommen reden", hatte De Gucht in Peking gesagt.
Die EU ist Chinas größter Handelspartner, China wiederum ist der zweitgrößte Handelspartner der EU nach den USA. Im Jahr 2012 wurden nach EU-Angaben Waren im Wert von 434 Milliarden Euro und Dienstleistungen im Wert von 43 Milliarden Euro gehandelt. Beide Seiten sind voneinander abhängig. Aber gerade europäische Firmen beklagen seit Jahren einen schlechten Marktzugang, ungleiche Wettbewerbsbedingungen, mangelnde Transparenz und Rechtsunsicherheiten. Aber auch chinesische Firmen klagen über Probleme bei Fusionen in Europa.
Sorge vor Masse von Billigprodukten
Einige EU-Staaten hatten sich in den vergangenen Monaten zurückhaltend zu einem Freihandelsabkommen mit China geäußert. Sie hatten Sorge, dass nach einer Vereinbarung chinesische Firmen Europa mit Billigprodukten überschwemmen könnten.
Im vergangenen Jahr hatte die chinesische Regierung Wirtschaftskontakte mit Großbritannien zurückgefahren, weil Cameron sich mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter, dem Dalai Lama, getroffen hatte. Sie wurden erst im Oktober wiederhergestellt, nachdem Cameron versicherte, den Dalai Lama nicht wieder treffen zu wollen. Cameron reiste mit einer großen Wirtschaftsdelegation an, zu der sechs Minister sowie Vertreter von Unternehmen, Universitäten und dem Gesundheitssektor gehören.