ING mit Milliardenverlust, ING-DiBa mit Gewinnen Mutter im Minus, Tochter im Plus
Eine neue Staatsbürgschaft, 7000 Jobs gestrichen, Milliardenverluste: Der niederländische Finanzkonzern ING meldet das schlimmste Quartal seit Jahrzehnten. Deutlich besser sieht es bei der Tochter ING-DiBa aus. Die Direktbank erzielte Gewinne, ein Stellenabbau ist nicht geplant.
Der niederländische Finanzkonzern ING muss nach einem Jahresverlust von einer Milliarde Euro erneut Staatshilfe in Anspruch nehmen. Um die Kapitaldecke des Konzerns zu stärken, übernimmt der niederländische Staat eine Bürgschaft für riskante Wertpapiere über 22 Milliarden Euro. Damit seien 80 Prozent des kriselnden Portfolios abgedeckt. Im vergangenen Herbst hatte ING vom Staat bereits zehn Milliarden Euro bekommen.
Zudem sollen 7000 der konzernweit 130.000 Arbeitsplätze abgebaut werden, teilte die Bank in Amsterdam mit. Der seit 2004 amtierende ING-Chef Michel Tilmant trat mit sofortiger Wirkung zurück.
Schlussquartal mit 3,3 Milliarden Euro Verlust
Allein im Schlussquartal 2008, das Banker als das schlimmste Quartal seit Jahrzehnten bezeichnen, fuhr ING wegen Abschreibungen einen Verlust in Höhe von 3,3 Milliarden Euro ein. Die Bank werde sich nun von Geschäftsbereichen trennen, die nicht zu den Kernfeldern gehörten. Zudem stampfte der Konzern die Pläne für den Aufbau einer Direktbank in Japan ein. Der künftige ING-Chef Jan Hommen werde auch Werbeausgaben im Formel-1-Sport auf den Prüfstand stellen, teilte der Konzern mit. Hommen ist bislang Vorsitzender des ING-Direktoriums und hatte früher die Finanzen des Elektroriesen Philips verantwortet. Er soll Tilmants Nachfolge nach einer Hauptversammlung im April antreten.
ING-DiBa erzielt Gewinne - Kein Stellenabbau
Deutlich besser als im Mutterkonzern sieht es bei der deutschen Tochter aus: Europas größte Direktbank ING-DiBa schloss das Krisenjahr 2008 mit einem Vorsteuerergebnis annähernd auf Vorjahresniveau ab. Der Gewinn vor Steuern lag bei 412 Millionen Euro nach dem Rekordwert von 469 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Die Bank konnte knapp 200.000 Neukunden gewinnen und zählt damit in Deutschland und Österreich insgesamt fast 6,68 Millionen Kunden. Die Kundeneinlagen erhöhten sich binnen Jahresfrist um rund zwei Milliarden Euro auf mehr als 64 Milliarden Euro. ING-DiBa-Chef Ben Tellings versicherte, es sei keinerlei Stellenabbau geplant. Die Bank beschäftigt in Deutschland knapp 3000 Mitarbeiter.