Bruttoinlandsprodukt schrumpft zweistellig Wirtschaftsdaten schockieren Japan
Auch Japan spricht von der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Um 12,7 Prozent ist die Wirtschaft im vergangenen Quartal geschrumpft. Die Autobranche und die Elektronikindustrie leiden massiv unter der Rezession. Experten erwarten in diesem Jahr keine Besserung.
Von Peter Kujath, ARD-Hörfunkstudio Tokio
Die Japaner sind angesichts schwacher Börsenkurse und schlechter Unternehmensberichte einiges gewöhnt, aber die Zahlen heute waren doch etwas viel. Japans Bruttoinlandsprodukt ist im letzten Quartal von Oktober bis Dezember auf das Jahr gerechnet um 12,7 Prozent eingebrochen. Das ist der stärkste Rückgang seit der Ölkrise vor rund 35 Jahren. Damals sank die Wirtschaftsleistung um 13,1 Prozent. Heute wie damals war vor allem die Autoindustrie betroffen, eigentlich einer der Motoren der japanischen Wirtschaft.
Der weltweite Einbruch beim Autoverkauf führt bei Toyota im laufenden Fiskaljahr wohl erstmals in der Nachkriegsgeschichte zu roten Zahlen. Auch Nissan oder Mazda werden wohl Verlust machen. Alle Unternehmen kündigten bereits an, Arbeitsplätze abzubauen.
Auch die Elektroniksparte, die stark vom Konsum in den USA und Europa abhängig ist, hat große Schwierigkeiten. Hinzu kommt für Sony, Panasonic oder Canon die Last des starken Yen. Die japanische Währung gilt bei Anlegern immer noch als relativ sicher, und so stieg der Kurs im Vergleich zu Dollar oder Euro in den vergangenen Monaten um mehr als ein Drittel.
Yuichi Kodama, Chefökonom von Meiji Yasuda Life, sieht den Grund dafür bei den japanischen Banken. Diese seien von der Immobilienkrise in den USA nur gering betroffen gewesen, deshalb hätten Investoren verstärkt auf den Yen zurückgegriffen. Eine Verteuerung der japanischen Währung treffe aber wiederum die Exportwirtschaft Japans mit voller Wucht, so Kodama. Nach den vorläufigen Zahlen der Regierung ist der Export im letzten Quartal um den Rekordwert von 13,9 Prozent eingebrochen.
Neues Hilfspaket in Vorbereitung
"Das ist die schlimmste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg", sagte der zuständige Minister für die Wirtschaft und die Fiskalpolitik in Japan. Kaoru Yosano machte zum Teil die Opposition dafür verantwortlich, die die Verabschiedung des Konjunkturprogramms verzögere. Gleichzeitig bestätigte der Minister, dass über ein weiteres Paket zur Wirtschaftsankurbelung nachgedacht werde.
Denn auch die Aussichten für das Jahr 2009 sind düster, wie der Wirtschaftsexperte Hiroke Fuji meint. Er erwarte nicht, dass das erste Quartal besser werde. Vielmehr befürchte er, dass das Bruttoinlandsprodukt "noch eine zeitlang zweistellig zurückgehen" werde. Vielleicht, so Fuji, gebe es dann 2010 erste Anzeichen einer Erholung - oder auch später.
Ansehen der Regierung im freien Fall
Große Erwartungen an die Politik haben die Menschen in Japan keine - trotz oder gerade wegen des Plans, mit Einmalzahlungen an die Bürgerinnen und Bürger den Konsum anzufachen. Die Umfragewerte für Ministerpräsident Taro Aso sind unter 20 Prozent gefallen und die Werte für die Regierungspartei Japans liegen sogar noch darunter.
Das Fass zum Überlaufen gebracht haben könnte der Ausrutscher des japanischen Finanzministers Nakagawa auf der Pressekonferenz nach dem G7-Treffen in Rom. Offensichtlich hatte Nakagawa zu tief ins Glas geguckt – angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation des Landes eine echte Blamage.