Finanzsorgen Wie junge Menschen auf Geld blicken
Junge Menschen sind sparsamer als meist vermutet, hat eine Studie herausgefunden. Die Sorgen wegen der hohen Inflation sind groß. Gleichzeitig beschäftigen sich Unter-40-Jährige oft besonders intensiv mit ihrem Geld.
Unter jungen Leuten in Deutschland geht einer neuen Studie zufolge Angst um: Die Angst vor Inflation, also dem Kaufkraftverlust ihres Geldes. Das ergibt die jüngst vorgestellte Untersuchung "Jugend in Deutschland". Somit ist ein Wirtschaftsthema noch vor Krieg und Klimawandel ganz oben auf die Liste der jugendlichen Sorgen gerutscht.
Das habe auch Einfluss auf das Spar- und Konsumverhalten, sagt Simon Schnetzer, neben Jugendforscher Klaus Hurrelmann einer der Studienautoren: "Jeder beziehungsweise jede Dritte sagt, sie müssten aufgrund der Inflation jetzt auf Dinge verzichten, auf Dinge, die sie sonst gerne konsumiert hätten." Das könne die Mitgliedschaft im Fitnessstudio sein, Kleidung oder auch Essen. Nun werde häufiger im Discounter gekauft.
Angst vor Altersarmut
Neben dem Hier und Jetzt treibe die sogenannte Generation Z, also junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren, auch die Angst vor Altersarmut um, sagt Schnetzer, der halbjährlich erfragt, wie junge Leute in Deutschland ticken. "Einerseits wollen sie etwas zurücklegen, sie wissen aber: Eigentlich haben sie kaum etwas, um es zurückzulegen", so der Jugendforscher. "Wir sehen die große Frage: Lohnt es sich eigentlich, etwas zurückzulegen? Wir sehen, es kommt eine Krise nach der anderen. Das große Thema dieser jungen Generation ist auch die Zuversicht."
Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna kommt in seinem Money-Management-Report zu einem etwas anderen Ergebnis: Danach spart die junge Generation mehr als im Vorjahr und sogar mehr als ältere Generationen. "Die 18 bis 24-Jährigen legen 13 Prozent ihres Einkommens zurück, und bei den 'Millenials' sind es insgesamt 15 Prozent, das sind die 25 bis 40-Jährigen", sagt Produktmanagerin Karoline Bliemegger von Klarna.
Das Unternehmen, das besonders jungen Kunden Dienstleistungen zum digitalen Management ihrer Finanzen anbietet, hat zudem herausgefunden, dass junge Menschen ihre Finanzen überwiegend am Computer oder via Handyapp regeln - egal ob Banking oder Börsen-Geschäfte. "Der Kontostand wird viel häufiger kontrolliert, das sehen wir in der Studie. Das Finanzmanagement ist sehr viel aktiver geworden bei den jungen Menschen."
Es mangelt an Finanzbildung
Das bestätigt auch den Eindruck von Makroökonom Michael Stappel von der DZ-Bank, der jährlich das Sparverhalten der Deutschen untersucht. Junge Menschen seien in der Niedrigzinsphase erwachsen geworden ist. Da habe man die Wahl gehabt zwischen Girokonto oder Aktien und ETFs. "Die jungen Leute haben sich intensiv mit dem Thema befasst und haben daher auch verstärkt in Aktien investiert. Viel stärker als die Generation davor."
Dennoch wünschen sich viele Jugendliche mehr Finanzbildung schon an Schulen - auch das ergibt die Jugendbefragung von Hurrelmann und Schnetzer. Und, auch das ein Ergebnis der Studie, 20 Prozent der Jugendlichen ist verschuldet. Für junge Menschen sei es heute viel einfacher geworden, übers Internet Schulden zu machen. So scheint die junge Generation zu schwanken - zwischen Zukunftsangst und einem bewussteren Umgang mit dem Thema Finanzen.