Grüne Geldanlagen Nachhaltig investieren - aber wie?
Viele Anleger möchten ihr Geld sozial verträglich, ethisch oder umweltschonend anlegen. Das ist gar nicht so einfach. Zwar boomt der Markt für nachhaltige Produkte, doch lohnt sich ein genauer Blick.
Seit August müssen Bank- und Anlageberater ihre Kunden und Kundinnen explizit nach deren Anlagepräferenzen hinsichtlich des Themas Nachhaltigkeit befragen. Sprich: ob sie bei ihrer Investition besonders auf die Einhaltung gewisser ethischer, sozialer und/oder Umweltstandards wert legen. So will es die EU.
Doch in der Praxis hapert es noch. Das jedenfalls hat eine verdeckte Recherche der Umweltorganisation Greenpeace bei Deutscher Bank und Postbank ergeben. In insgesamt 38 Beratungsgesprächen wurden die Testkäufer demnach nur unzureichend nach ihren Nachhaltigkeitsbedürfnissen gefragt.
DWS weist Greenpeace-Kritik zurück
Finanzexperte Mauricio Vargas von Greenpeace erklärt dazu gegenüber tagesschau.de: "Zum einen ist die Beratung nach wie vor nicht in der Lage, Menschen mit dem Bedürfnis Klimaschutz in der Geldanlage adäquate Produkte anzubieten." Zum anderen könne die Beratung letztlich nur so gut sein wie die Produkte, die der Fondsanbieter entwickele.
"Die von Greenpeace geäußerte Kritik können wir nicht nachvollziehen", schreibt die Deutsche Bank in einem Statement. Auch die DWS, die Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank, weist die Greenpeace-Vorwürfe an ihren Fonds zurück - insbesondere den Vorwurf der Irreführung von Verbrauchern.
Auf Nachfrage von tagesschau.de betont ein DWS-Sprecher, die Vermögensverwaltung habe keinen Einfluss auf die Produktvorschläge der Bankberater. Die Kriterien, nach denen Unternehmen Teil eines DWS-ESG-Fonds werden können, seien zudem klar ausgewiesen. So sind beispielsweise Unternehmen, die bis zu 15 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle machen, erlaubt.
Ein Blick in die "Zutatenliste" eines Fonds ist Pflicht
ESG steht für "Environment, Social and Governance", bedeutet in etwa "Umwelt, Soziales und Unternehmensführung" und beschreibt nachhaltige Geldanlagen. Doch der Begriff "nachhaltig" sei eben sehr dehnbar, sagt Geldanlage-Experte Hendrik Buhrs vom Online-Verbraucherportal Finanztip. "Die eine Frage ist: Wie definiert denn eigentlich die Fondsgesellschaft Nachhaltigkeit? Ist das die gleiche Einschätzung, die ich selbst habe?" Und die zweite Frage sei, ob die Übereinstimmung in der Praxis dann überhaupt eingehalten werde.
Man dürfe sich nicht blind auf den wohlklingenden Namen eines Produkts verlassen, mahnt Buhrs. Ein wichtiger Schritt sei, in die "Zutatenliste" eines Investmentfonds hineinzuschauen, also welche Unternehmensaktien tatsächlich enthalten sind. "Zumindest die Top Ten, also die zehn größten, sollte ich problemlos im Internet recherchieren können und dann sollte ich sehen, ob ich mich damit wohl fühle."
Finanztip weist aber auch darauf hin, dass mit sogenannten Nachhaltigkeitsfonds häufig höhere laufende Kosten verbunden seien als bei konventionellen Produkten. Zudem hat die Bürgerbewegung Finanzwende vor gut einem Jahr analysiert, dass sich die Fonds in der Zusammensetzung nur wenig von ihren konventionellen Vergleichsfonds unterscheiden. Christian Klein, Professor für Nachhaltige Finanzwirtschaft an der Uni Kassel, warnt vor falschen Vorstellungen. "Wenn wir über nachhaltige Geldanlage reden, ist es total wichtig, dass wir differenzieren: Was will diese Geldanlage eigentlich erreichen?"
Nachhaltigkeitsexperte warnt vor falschen Hoffnungen
Nach Einschätzung von Klein wünschen sich viele Anlegerinnen und Anleger, die Hebel des Finanzmarkts zu nutzen, um den Klimawandel aufzuhalten. Der Großteil der sogenannten Nachhaltigkeitsfonds schaue aber vielmehr darauf, wie ein Unternehmen mit dem Klimawandel umgeht.
Daher könnten auch Ölkonzerne, die sich transformieren wollen, oder Autobauer, die sich vom Verbrennungsmotor verabschieden, in solchen Fonds enthalten sein. Denn auch bei der nachhaltigen Geldanlagen zählt am Ende die Rendite.