Keine Filialenschließung geplant Karstadt will 2000 Stellen abbauen
Der Warenhauskonzern Karstadt will 2000 seiner momentan noch 25.000 Stellen abbauen. Dies solle bis Ende 2014 so sozialverträglich wie möglich geschehen, sagte Karstadt-Chef Jennings. Filialen würden nicht geschlossen. Die Gewerkschaft ver.di kritisierte den Stellenabbau als "falsches Signal".
Der Warenhauskonzern Karstadt will 2000 Stellen abbauen. Das teilte das Unternehmen in Essen mit. Der Stellenabbau solle bis Ende 2014 so sozialverträglich wie möglich erfolgen. Die Maßnahmen seien schmerzhaft, aber notwendig, sagte Karstadt-Chef Andrew Jennings in der Konzernzentrale vor Hunderten Mitarbeitern: "Wir machen das nicht, weil wir das wollen, aber aus geschäftlicher Sicht haben wir keine andere Wahl. Gemeinsam können wir das Unternehmen nach vorn bringen."
Euro-Krise schlecht fürs Geschäft
Derzeit hat Karstadt etwa 25.000 Beschäftigte. Der Stellenabbau soll vor allem über Frühpensionierungen, die Nichtverlängerung von befristeten Verträgen sowie freiwilligen Austritt erfolgen. Eine Schließung von Filialen sei nicht geplant, sagte Jennings.
Karstadt verwies auf "herausfordernde Marktbedingungen" der Euro-Schuldenkrise. Das Unternehmen wolle seine Strukturen und Prozesse weiter vereinfachen und damit das Unternehmen langfristig auf die "passende Größe" bringen.
Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld
Karstadt war 2010 nach einer Bieterschlacht von dem Investor Nicolas Berggruen aus der Insolvenz übernommen worden. Karstadt kündigte an, zum 1. September zum Flächentarifvertrag zurückzukehren. Ende August läuft ein Sanierungstarifvertrag aus. Mit dem befristeten Verzicht auf Gehaltsbestandteile wie Urlaubs-und Weihnachtsgeld hatten die Mitarbeiter damals einen Beitrag zum Erhalt des traditionsreichen Unternehmens geleistet. Einer möglichen Verlängerung der Kürzungen hatte die Gewerkschaft ver.di eine Absage erteilt.
Ver.di kritisierte den angekündigten Stellenabbau scharf. "Das ist ein völlig falsches Signal an die Belegschaft und die Kunden", sagte Gewerkschaftssprecher Christoph Schmitz. Die Karstadt-Beschäftigten hätten durch den Sanierungstarifvertrag bereits erheblich zum Umbau des Warenhauskonzerns beigetragen.
Schmitz fügte hinzu, Karstadt brauche motivierte und engagierte Mitarbeiter, auch für die nötige fachliche Beratung. Anstatt Stellen zu streichen, müssten die Unternehmensführung und Investor Berggruen mehr Geld in die Modernisierung stecken.
Ver.di veröffentlicht Details zum Stellenabbau
Der geplante Stellenabbau bei Karstadt soll nach ver.di-Angaben in drei Wellen ablaufen: Dabei sollten 2013 etwa 900 Stellen wegfallen, 2014 nochmal 1000 und 2015 dann noch rund 100. "Wie sich das auf die einzelnen Standorte in Deutschland aufteilt, ist derzeit nur in Ansätzen auszumachen", sagte der ver.di-Handelsexperte für Baden-Württemberg, Bernhard Franke. Fest stehe jedoch, dass alle befristeten Stellen nicht verlängert würden.
Zudem sollen nach Angaben der Gewerkschaft in der Hauptverwaltung in Essen 2013 rund 80 Stellen, 2014 nochmals 100 Stellen und 2015 nochmals 100 Stellen wegfallen. Durch die "Verschlankung der Verwaltung der Filialen" sollten bundesweit insgesamt 70 Arbeitsplätze wegfallen, in der Führung der Filialen zusätzliche 178 Stellen, hieß es weiter.
Wenn die Streichung von 2000 Vollzeitstellen geplant sei, heißt das laut Franke: "Betroffen sind jedoch sehr wahrscheinlich viel mehr Menschen, da im Handel sehr viel in Teilzeit gearbeitet wird."
1,5 Millionen Kunden täglich
Karstadt hatte zu dem im Sommer 2009 insolvent gegangenen Essener Arcandor-Konzern gehört. Mehr als 1,5 Millionen Kunden pro Tag besuchen nach Firmenangaben die Filialen des Unternehmens.