Nur leichte Frühjahrsbelebung Arbeitslosenquote sinkt auf 5,5 Prozent
Trotz der schwachen Wirtschaftsentwicklung hat die Arbeitslosigkeit in Deutschland leicht abgenommen - allerdings weniger als im Mai üblich. Die Nachfrage nach Arbeit geht seit einem Jahr zurück.
Der deutsche Arbeitsmarkt hat sich im Mai belebt, aber wegen der trüben Wirtschaftslage nicht so stark wie sonst in diesem Frühjahrsmonat üblich. Die Zahl der Arbeitslosen sei um 42.000 im Vergleich zum Vormonat auf 2,544 Millionen gesunken, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) heute mit. Damit fiel die Arbeitslosenquote von 5,7 auf 5,5 Prozent.
"Trotz schwacher Konjunktur ist der Arbeitsmarkt insgesamt beständig", sagte BA-Vorstandsmitglied Daniel Terzenbach. Das Wachstum der Beschäftigung halte weiter an, verliere jedoch an Schwung. Zwar sind laut BA Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung - wo Menschen in Maßnahmen wie Integrationskursen erfasst werden - zurückgegangen, aber weniger als normalerweise im Mai.
Frühjahrsbelebung abhängig von der Konjunktur
Üblicherweise sinkt die Arbeitslosigkeit im Frühjahr stärker, weil Unternehmen nach dem Winter wieder mehr Arbeitskräfte suchen. Die Frühjahrsbelebung ist jedoch abhängig von der wirtschaftlichen Lage und dem Wetter - und fällt somit von Jahr zu Jahr unterschiedlich aus. Zu Jahresbeginn rutschte die deutsche Wirtschaft in eine Rezession, weil die Verbraucher wegen sinkender Kaufkraft infolge der hohen Inflation weniger konsumierten. Viele Ökonomen gehen mittlerweile davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft auch im Gesamtjahr 2023 schrumpfen könnte.
Am Arbeitsmarkt hinterlässt die schwache Wirtschaft bereits ihre Spuren: "Die Arbeitslosen, die wir betreuen, finden aktuell schwieriger einen Job", sagte Terzenbach. Das zeigt auch ein Blick auf die Zahlen: Im Mai waren 767.000 Arbeitsstellen bei der BA gemeldet, 98.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitskräftenachfrage gehe demnach seit mittlerweile einem Jahr stetig zurück. Insgesamt zeigt sich der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen der BA zufolge aber noch auf vergleichsweise hohem Niveau.
Man könne sich den Jobmarkt wie eine Burg vorstellen, erklärte Terzenbach: "Die Burgmauern sind zurzeit höher. Wenn man außen ist, kommt man schlechter rein. Aber die Beschäftigung, wenn man drin ist, ist weiter stabil." Das vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) entwickelte Barometer signalisiert eine positive Entwicklung des Jobmarkts für die kommenden Monate.
Fachkräftesicherung weiter große Herausforderung
Saisonbereinigt, sprich ohne jahreszeitliche Schwankungen, nahm die Zahl der Arbeitslosen im Mai um 9000 zu. Auch ohne die Flüchtlinge aus der Ukraine wäre die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen, allerdings weniger stark. Für die Statistik berücksichtigte die Bundesagentur Zahlen, die bis zum 11. Mai vorlagen.
Aus Sicht von KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib bleibt die Notwendigkeit zur Fachkräftesicherung trotz der Konjunkturschwäche eine große Herausforderung. Es fehle immer mehr an inländischem Nachwuchs für ausscheidende Arbeitskräfte. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung könne derzeit nur dank der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte noch steigen: "Es ist dringlich, alle Register zu ziehen und den Fachkräftemangel durch Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung, durch Mobilisierung von Erwerbsfähigen in Deutschland und gezielter Zuwanderung in den Arbeitsmarkt anzugehen."
Leicht zugenommen hat derweil die Kurzarbeit: Vom 1. bis 24. Mai zeigten Unternehmen für 45.000 Beschäftigte konjunkturelle Kurzarbeit an. Die Zahl derer, die tatsächlich in Kurzarbeit gehen, liegt erfahrungsgemäß niedriger. Aktuelle Daten dazu, wie viele Menschen Kurzarbeitergeld in Anspruch nahmen, liegen bis März vor: In dem Monat waren es 133.000 Beschäftigte, nach 140.000 im Februar.