Drastisch hohe Energiekosten Erzeugerpreise steigen im Rekordtempo
Die deutschen Hersteller haben ihre Preise im Februar in Rekordtempo angehoben. Das hat Konsequenzen für die Verbraucherpreise. Die Folgen des Ukraine-Kriegs sind noch nicht in der Statistik.
Im Februar sind die Erzeugerpreise um durchschnittlich 25,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen - ein Rekordanstieg. Im Monatsvergleich stiegen die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, um 1,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Preisentwicklungen, insbesondere die gestiegenen Energiepreise, die durch den Ukraine-Krieg forciert werden, seien in den aktuellen Daten noch nicht enthalten, schreiben die Statistiker. Die Erhebung sei zum 15. Februar erfolgt, also noch vor Beginn des Kriegs.
Energiekosten steigen dramatisch an
Hauptverantwortlich für die stark steigenden Erzeugerpreise waren erneut die Energiekosten. Sie verteuerten sich im Februar um durchschnittlich 68,0 Prozent. Erdgas kostete 125,4 Prozent mehr als im Februar 2021, elektrischer Strom zwei Drittel und leichtes Heizöl 56,9 Prozent mehr. Klammert man Energie aus, lagen die Erzeugerpreise insgesamt nur um 12,4 Prozent über dem Vorjahreswert.
Bei Nahrungsmitteln lag der Aufschlag bei 9,2 Prozent. Besonders stark stiegen die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle mit plus 50,1 Prozent, Butter mit plus 64,4 Prozent und Kaffee mit plus 16,9 Prozent. Hohe Preissteigerungen gab es auch bei Vorleistungsgütern wie Metallen, Düngemitteln oder Verpackungsmitteln aus Holz.
"Die Preise für Rohstoffe legen auf breiter Front zu", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. "Folglich dürften die Lieferengpässe weiter die Konjunktur belasten und die Inflation anschieben."
Inflationsdruck bleibt bestehen
Die Erzeugerpreise sind deshalb von erheblicher Bedeutung auch für die Verbraucher, weil sie sich im Ergebnis auf die Verbraucherpreise und damit auf die Inflationsrate auswirken. Sie gelten als eine Art Indikator für die Inflationsentwicklung, weil Unternehmen und Handel versuchen, die hohen Preise an die Verbraucher weiterzugeben. Die aktuelle Entwicklung deutet also darauf hin, dass sich die Verbraucher auf anhaltend hohe Preissteigerungen einstellen müssen.
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet auch wegen des Krieges in der Ukraine vorerst nicht mit einer Normalisierung bei den Preisen. "Die Inflationsrate dürfte in diesem Jahr mit 5,8 Prozent so hoch ausfallen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland", heißt es in der aktuellen Prognose.
"Die hohen Produzentenpreise werden sich irgendwann in den Konsumentenpreisen wiederfinden", kommentiert Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege bei der Fondsgesellschaft DWS. "Für den März würden wir für Deutschland eine sieben vor dem Komma nicht ausschließen. Und beim Konsumenten dürfte sich die Kauflaune eintrüben, wenn die Inflation nicht mit höheren Löhnen kompensiert wird", so der Experte.
Geringe Einkommen besonders belastet
Für viele Verbraucher sind die Folgen der hohen Energiepreise wegen des Ukraine-Kriegs längst deutlich spürbar: Die hohen Preise für Benzin, Diesel, Strom und Gas belasten vor allem Menschen mit geringem Einkommen, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Singles mit einem niedrigen Nettoeinkommen zwischen 1200 und 1600 Euro müssen danach seit Kriegsbeginn monatlich 3,6 Prozent mehr zahlen, vierköpfige Familien mit kleinem Einkommen zwischen 3000 und 3500 Euro sogar vier Prozent - nur für Energie.
Je höher der Verdienst, desto geringer ist laut IW die zusätzliche Belastung im Verhältnis zum Einkommen: Singles, die zwischen 4000 und 4500 Euro monatlich verdienen, zahlen 92 Euro mehr für Energie; das entspricht 2,2 Prozent. Familien mit einem hohen Einkommen zwischen 7000 und 7500 Euro zahlen 150 Euro oder 2,1 Prozent mehr.