Teuerung im Dezember Auch die Euro-Inflation steigt wieder
Die Inflationsrate in der Eurozone ist wieder angestiegen - auf zuletzt 2,9 Prozent. Einen ähnlichen Trend gibt es in Deutschland. Experten mahnen, die Teuerung weiter ernst zu nehmen. Wie reagiert die Europäische Zentralbank?
Die Inflation in der Eurozone nimmt erneut zu. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat heute in einer ersten Schätzung mitteilte. Analysten hatten den Anstieg der Teuerung erwartet, im November hatte sie noch bei 2,4 Prozent gelegen.
Damit hat sich die Inflation nach sieben Monaten mit Rückgängen erstmals wieder verstärkt. Zu dem Anstieg trug auch ein statistischer Effekt bei. Im Dezember 2022 waren die Gaspreise für die Verbraucher in Deutschland, der größten Volkswirtschaft im Währungsraum, kräftig gesunken, da der Staat einmalig die Kosten für den Abschlag übernommen hatte.
Lebens- und Genussmittel waren im Dezember zwar immer noch deutlich teurer als vor einem Jahr, der Preisauftrieb ging jedoch auf 6,1 Prozent zurück, nach 6,9 Prozent im November. Der zuvor starke Rückgang der Energiepreise verlangsamte sich spürbar.
Große Unterschiede in Eurozone
Dabei ergeben sich im Währungsraum nach wie vor teils sehr unterschiedliche Inflationsraten. Sie reichen von 0,5 Prozent in Belgien bis hin zu 6,6 Prozent in der Slowakei. In Deutschland beträgt die nach europäischen Standards berechnete Teuerung 3,8 Prozent. Nach nationaler Rechnung waren es im Dezember 3,7 Prozent.
Die für den europäischen Vergleich berechnete Jahresteuerungsrate (HVPI) stieg in Frankreich im Dezember auf 4,1 Prozent von 3,9 Prozent im November.
In Italien ist die Inflationsrate im Dezember dagegen erneut gesunken. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,5 Prozent. Im November hatte die Inflation noch bei 0,6 Prozent gelegen. Italien hat mit Belgien derzeit die niedrigste Inflationsrate in der Eurozone.
Die Kernteuerung geht zurück
Das mittelfristige Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) einer allgemeinen Teuerungsrate von zwei Prozent rückt mit den neuen Daten wieder etwas in die Ferne. Dagegen ist die Kernteuerung, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, weiter rückläufig. In dieser Betrachtung meldete Eurostat für Dezember einen Rückgang der Jahresrate auf 3,4 Prozent, nach 3,6 Prozent im November. Die Kernteuerung bildet den Inflationstrend nach Meinung vieler Ökonomen besser ab als die Gesamtrate.
"Bei 2,9 Prozent zeigt sich, die Inflation weiter ernst zu nehmen. Da neue Preisüberwälzungen drohen, steht ein Inflationsrückgang mit viel Tamtam nicht bevor", sagt dazu Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser. Auch der Blick auf die Kernrate mahne weiter zur Vorsicht. Die EZB werde weiter geduldig sein, statt den Inflationssieg zu früh zu erklären.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt bei der Commerzbank stellt klar: "Für eine Entwarnung an der Inflationsfront ist es zu früh. Die EZB sollte nicht dem Druck der Märkte nachgeben, die eine erste Zinssenkung bereits für April erwarten."
Senkt die EZB in diesem Jahr die Zinsen?
An der Börse hatte es zuletzt Spekulationen gegeben, dass die EZB nach zehn Zinserhöhungen seit Sommer 2022 bereits im März oder im April erstmals wieder die Sätze senken könnte. Mehrere Währungshüter hatten versucht, diese Spekulationen zu dämpfen. Aktuell wird am Geldmarkt erwartet, dass der Einlagensatz bis zum Jahresende auf 2,5 Prozent sinken wird - also die Zinsen, die Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken. Aktuell liegt der Satz bei 4 Prozent.
Politische Entscheidungsträger argumentieren, dass der Preisdruck nach wie vor groß ist und die entscheidenden Lohnabschlüsse erst im ersten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden. Daher könne es bis Mitte 2024 dauern, bis es Gewissheit gebe, dass die Inflation tatsächlich unter Kontrolle ist.