GfK-Konsumklima erneut gesunken Die Deutschen sind weiter sparsam
Eine hohe Sparneigung hat die Stimmung der Verbraucher in Deutschland auf den tiefsten Stand seit April gedrückt. Eine Erholung des Konsums scheint weit entfernt. Das merkt nun auch der Online-Handel.
Die Deutschen sparen wieder mehr - und trüben das Konsumklima weiter ein. Die GfK-Konsumforscher sagen für Oktober einen Rückgang ihres Barometers um 0,9 auf minus 26,5 Punkte voraus. Damit sank es das zweite Mal in Folge und auf den tiefsten Stand seit April. "Die Chancen auf eine Erholung der Konsumstimmung noch in diesem Jahr dürften auf Null gesunken sein", sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl.
Die Neigung zu Anschaffungen nehme zwar minimal zu, und auch die Erwartungen hinsichtlich des Einkommens hätten sich stabilisiert, teilte das Marktforschungsunternehmen heute mit. "Ein deutlicher Anstieg der Sparneigung lässt das Konsumklima allerdings erneut sinken." Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf minus 26,0 Zähler gerechnet.
Inflation sorgt weiter für hohe Sparneigung
Aktuell blicken die Menschen GfK zufolge einen Tick weniger pessimistisch auf die Konjunktur sowie ihre eigenen Finanzen. Auch die Bereitschaft für größere Käufe stieg ein wenig. Dafür erreichte allerdings die sogenannte Sparneigung den höchsten Stand seit April 2011. Grund seien "eine anhaltend hohe Inflationsrate aufgrund stark steigender Lebensmittel- und Energiepreise", erklärte Bürkl. "Somit wird der private Konsum in diesem Jahr keinen positiven Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung leisten."
Für eine signifikante Verbesserung der inländischen Nachfrage sei es absolut notwendig, dass die Inflationsrate wieder auf ein erträgliches Maß zurückgeführt werde, betonte die GfK. Die Teuerungsrate in Deutschland liegt derzeit bei 6,1 Prozent, dürfte aber im September Ökonomen zufolge auf 4,6 Prozent sinken.
Die Lust auf Anschaffungen, obwohl ganz leicht gestiegen, verharre nun seit einem Jahr auf einem sehr niedrigen Niveau, hieß es weiter. In den Budgets der privaten Haushalte gebe es kaum Platz für größere Anschaffungen, so die Konsumforscher. Hinzu kämen Sorgen vor Jobverlust und Insolvenzen. Die Arbeitsmarktexperten gehen davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr im Schnitt um 150.000 bis 190.000 höher liegt als im vergangenen Jahr.
Online-Händler erleiden nach langer Zeit mal wieder Umsatzrückgang
Auch der Online-Handel bekommt die Konsumflaute hierzulande immer stärker zu spüren. Nach der heute vom Kölner Handelsforschungsinstitut EHI veröffentlichten Studie mussten die 1.000 umsatzstärksten Onlineshops bereits im vergangenen Jahr in Summe erstmals seit Studienbeginn im Jahr 2008 einen Umsatzrückgang hinnehmen. In diesem Jahr rechnen die Experten "mit einer Fortsetzung des rückläufigen Trends", wie der Leiter des Forschungsbereichs E-Commerce, Lars Hofacker, berichtete. Die Frage sei nur, wie groß das Minus ausfalle.
Fakt ist: Bereits in den ersten sechs Monaten dieses Jahres lagen die Umsätze im E-Commerce nach Angaben des Branchenverbandes bevh um rund 13,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Für das gesamte Jahr rechnen die Experten des EHI im besten Fall - bei einer Trendwende im zweiten Halbjahr - mit einem Umsatzrückgang von 4,2 Prozent im Onlinehandel. Im schlimmsten Fall - bei weiteren starken Umsatzrückgängen im restlichen Jahr - könnten die nominalen Netto-Umsätze auch um satte 16,9 Prozent auf 64,6 Milliarden Euro einbrechen.
Mit seiner düsteren Einschätzung für Online-Riesen wie Amazon, Otto oder Zalando steht das EHI nicht allein. Auch der bevh prognostizierte zuletzt für das Jahr 2023 einen Rückgang der Umsätze von mehr als fünf Prozent. Nur gut jeder fünfte Onlinehändler rechnet nach einer Branchenumfrage des Verbandes damit, im Jahresverlauf die Krise hinter sich zu lassen. Etwas optimistischer ist der Handelsverband Deutschland (HDE) Prognose für den Onlinehandel noch mit einer nominalen Umsatzsteigerung von 5,8 Prozent rechnet.