Beste Erwartungen seit einem Jahr Deutsche Exporteure fassen wieder Mut
Die deutsche Industrie blickt so optimistisch auf ihr Exportgeschäft wie seit über einem Jahr nicht mehr. Es gibt aber große Unterschiede zwischen den Branchen. Und die wichtige Autoindustrie bleibt ein Sorgenkind.
Die Perspektiven für den deutschen Außenhandel haben sich zuletzt aufgehellt. Darauf deutet das aktuelle Barometer für die Exporterwartungen der Industrie hin, das monatlich vom Münchener ifo-Institut erhoben wird. Dieses stieg im Mai auf Plus 0,3 Prozent, nachdem es im April noch bei minus 1,5 Zählern gelegen hatte. Das ist der höchste Wert seit April 2023.
"Noch keine große Dynamik"
In der Befragung hätten sich positive und negative Antworten der Exportmanager fast ausgeglichen, erklärte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die Exportwirtschaft entwickelt insgesamt noch keine große Dynamik."
In den einzelnen Branchen gibt es auch erhebliche Unterschiede. Eine deutliche Belebung ihres Exportgeschäfts erwarten etwa die Getränkehersteller. "Ähnliches gilt auch für die Möbelindustrie sowie für die Produktion von Glas und Keramik", so das ifo-Institut. Einen merklichen Dämpfer erlebten dagegen die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten. Dort ließen sich die sehr optimistischen Erwartungen aus dem Vormonat nicht aufrechterhalten.
Keine Impulse von Auto- und Maschinenbau
"Im Maschinenbau und im Autosektor zeigt sich im Moment wenig Bewegung", erklärten die ifo-Forscher. Mit einem Rückgang ihrer Exporte rechnen die Textil- und Bekleidungswirtschaft, die Drucker sowie die Metallbranche.
Im ersten Quartal hatte der Außenhandel die deutsche Konjunktur angeschoben. Von Januar bis März wurden 2,1 Prozent mehr Waren exportiert als im Vorquartal - nicht zuletzt wegen der starken Nachfrage aus den USA. Das trug dazu bei, dass das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 0,2 Prozent wuchs und damit eine Rezession in Europas größter Volkswirtschaft verhindert wurde.
Handelskammer ist skeptischer
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet für 2024 insgesamt allerdings nur mit einem stagnierenden Geschäft. So ist etwa der chinesische Markt schwieriger geworden.
"China ist auf der Leiter der Wertschöpfungskette aufgestiegen und stellt vermehrt komplexere Güter selbst her, die es früher aus Deutschland importiert hat", sagte Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. "Zudem produzieren deutsche Unternehmen zunehmend vor Ort, anstatt die Waren von Deutschland nach China zu exportieren."