Teuerung im April Inflationsrate verharrt bei 2,2 Prozent
Die deutsche Inflationsrate ist im April stabil geblieben. Bereits im März war sie mit 2,2 Prozent auf den niedrigsten Wert seit knapp drei Jahren gefallen. Einen weiteren Rückgang erwarten Experten vorerst nicht.
Die Inflation in Deutschland verharrt überraschend auf ihrem zuletzt deutlich gesunkenen Niveau. Im April stiegen die Verbraucherpreise wie schon im März um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt heute zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Von März auf April zogen die Preise um 0,5 Prozent an.
Die Inflationsrate bleibt damit auf dem niedrigsten Stand seit April 2021, als sie bei 2,0 Prozent lag. Im Dezember vergangenen Jahres hatte sie noch 3,7 Prozent betragen und war seitdem stetig zurückgegangen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nun jedoch mit einem erneuten Anstieg der Teuerungsrate auf 2,3 Prozent gerechnet.
Extrem hohe Preisraten sind Geschichte
Trotz des Auslaufens der Preisbremsen für Energieprodukte zu Jahresbeginn und der ebenfalls ab Januar wirkenden CO2-Preis-Erhöhung für fossile Brennstoffe wie Kraftstoffe, Heizöl und Erdgas seien die Energiepreise weiter gesunken, so die Statistiker. Allerdings nicht mehr so stark wie im April, als sie um 2,7 Prozent fielen. Ein Grund dafür ist die zum 1. April auf 19 Prozent erhöhte Mehrwertsteuer für Gas und Fernwärme - sie war während der Energiekrise infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine vorübergehend auf sieben Prozent abgesenkt worden.
Nahrungsmittel kosteten im April 0,5 Prozent mehr als vor Jahresfrist (März: minus 0,7 Prozent). Für Dienstleistungen wurden 3,4 Prozent mehr verlangt (März: plus 3,7). Die sogenannte Kerninflation - bei der Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden - sank derweil auf 3,0 Prozent. Im März war die Kerninflationsrate noch um 3,3 Prozent gestiegen.
"Die aktuellen Inflationszahlen zeigen, dass der Abwärtstrend bei der Teuerung in Deutschland ungebrochen ist", sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. Ähnlich sieht es Dekabank-Chefsvolkswirt Ulrich Kater: "Aus Verbrauchersicht bleibt die Inflation im grünen Bereich." Die extrem hohen Inflationsraten aus den vergangenen zwei Jahren seien Geschichte.
Mehr Unternehmen wollen künftig Preise erhöhen
Im Jahresschnitt erwarten führende Wirtschaftsforschungsinstitute eine deutliche Abschwächung der Inflation in Europas größter Volkswirtschaft auf 2,3 Prozent nach 5,9 Prozent im vergangenen Jahr. Niedrigere Inflationsraten können die Konsumlust von Verbraucherinnen und Verbrauchern ankurbeln. Das IMK machte jüngst in einer Umfrage unter 9.600 Menschen eine spürbare Zunahme der Konsumneigung in allen Einkommensgruppen aus, insbesondere bei Freizeit, Unterhaltung und Kultur.
Es gebe Indizien für eine "bevorstehende Konsumwende" - vor allem dann, "wenn im Jahresverlauf die Inflationsrate weiter sinkt und mit steigenden Nominallöhnen auch die Reallöhne nach mehreren Jahren des Rückgangs wieder steigen", hieß es in der Auswertung. Allerdings könnte der Weg dorthin mühsamer werden als erhofft. Denn in den kommenden Monaten wollen nach einer ifo-Umfrage wieder mehr Unternehmen ihre Preise erhöhen - vor allem in der Gastronomie und im Einzelhandel. "In den kommenden Monaten dürfte die Inflation erst einmal nicht weiter zurückgehen und bei knapp über zwei Prozent verharren", schlussfolgerte ifo-Konjunkturexperte Sascha Möhrle.
"Die letzte Wegstrecke zum Preisziel wird schwer, und das zeigt sich derzeit", meint auch Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Wahrscheinlich werde die Inflationsrate demnächst auch noch mal leicht steigen. "Am Umfeld einer Quasi-Preisstabilität ändert das nichts." Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt eine Inflation von mittelfristig 2,00 Prozent als optimales Niveau für den Währungsraum an.