Minus von zehn Prozent Auftragseingänge im Maschinenbau sinken drastisch
Im deutschen Maschinenbau herrscht weiter Auftragsflaute. Im zweiten Halbjahr erwartet der Branchenverband daher weniger Umsatz und eine sinkende Produktion. Auch in anderen Teilen der Industrie läuft es schlecht.
Die deutschen Maschinenbauer kämpfen weiter mit einer schwächelnden Investitionslaune der Kunden. Im Mai sanken die realen Auftragseingänge, also bereinigt um Preiserhöhungen, gegenüber dem Vorjahresmonat um zehn Prozent, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) heute mitteilte.
"Unser Bild einer anhaltend schwachen globalen Investitionsnachfrage bestätigt sich", erläuterte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. "Noch sind die Auftragspolster für die kommenden Monate groß genug, aber es mehrt sich die Zahl der Unternehmen, die hier eine deutliche Veränderung spüren."
VDMA rechnet mit sinkenden Erlösen in der zweiten Jahreshälfte
Jüngst hatten 57 Prozent der Unternehmen in einer Umfrage des Verbands angegeben, dass ihr Auftragsbestand in den vergangenen drei Monaten geringfügig oder stark abgenommen habe. Noch helfe der Branche das lange Zeit hohe Auftragspolster, sagte Wiechers. Der Umsatz sei im ersten Halbjahr stabil geblieben. Im zweiten Halbjahr sei jedoch mit "Minusraten auch bei Umsatz und bei der Produktion" zu rechnen.
Im Mai stand im traditionell wichtigen Auslandsgeschäft ein Minus von 18 Prozent in den Büchern. Besonders deutlich war der Rückgang dabei im Geschäft mit dem Euroraum (minus 36 Prozent). Im Inland legten die Aufträge dagegen um neun Prozent zu.
"Ohne Großanlagengeschäft wäre es im Inland ebenfalls zu einem hohen Bestellrückgang gekommen", so Wiechers. Der Abwärtstrend der vergangenen Monate habe sich auch im Mai fortgesetzt. "Unser Bild einer anhaltend schwachen globalen Investitionsnachfrage bestätigt sich."
"Beängstigende Zahlen"
Bereits im April waren die Bestellungen in der mittelständisch geprägten Branche mit mehr als einer Million Beschäftigten gegenüber dem Vorjahresmonat um 20 Prozent gesunken. Im März hatte ein Rückgang von sechs Prozent - der erste Monat seit September 2022 mit einer nur noch einstelligen Minusrate - noch für Hoffnung auf eine Trendwende gesorgt, die nun endgültig zerschlagen ist.
"Wir haben einfach zu viele Belastungsfaktoren", erklärt Olaf Wortmann, Referent Volkswirtschaft und Statistik beim VDMA, gegenüber der ARD-Finanzredaktion. Das beginne mit den weltweit hohen Preissteigerungsraten, gehe über die deutlich gestiegenen Zinsen bis hin zum den Krieg in der Ukraine sowie weiteren geopolitischen Problemen.
Auch Robert Halver von der Baader Bank, spricht von "beängstigenden Zahlen", denn es sei eine deutsche Schlüsselindustrie. "Der Anlagen- und Maschinenbau sind unser Steckenpferd", so der Kapitalmarktstratege. "Wenn der große Kuchen der Weltwirtschaft kleiner wird, ist es immer noch wichtig, dass sich die deutsche Wirtschaft die Sahnestücke sichert."
Krise der deutschen Industrie spitzt sich zu
In anderen Teilen der Industrie läuft es ebenfalls weiter nicht rund. Die Geschäfte liefen im Juni so schlecht wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Das signalisiert der Einkaufsmanagerindex, der um 2,6 auf 40,6 Punkte einbrach, wie der Finanzdienstleister S&P Global heute zu seiner monatlichen Umfrage unter 430 Unternehmen mitteilte. Erst ab 50 signalisiert das Barometer, das Kennzahlen für Auftragseingang, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormaterialbeständen zusammenfasst, ein Wachstum.
"Die schlechtere Performance geht in erster Linie auf den anhaltenden Rückgang der Neuaufträge in der gesamten Branche zurück", hieß es. Dadurch wurde die Produktion den zweiten Monat in Folge gedrosselt, zumal auch die Auftragspolster dünner werden. "Wir würden aber nicht von einer Vollbremsung sprechen", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB). So habe sich beispielsweise der Personalzuwachs im Juni lediglich verlangsamt, ein Beschäftigungsabbau sei noch nicht zu beobachten. Allerdings sei eine Rezession in der Industrie deutlich wahrscheinlicher geworden.
Mit Informationen von Volker Hirth, ARD-Finanzredaktion.