Kritik an Subventionen für Chipwerke "Besser Zukunftstechnologien fördern"
Sie sollen Arbeitsplätze und Aufschwung bringen: Chipfabriken in Ostdeutschland. Kritik kommt nun vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Es würden Millionen an Subventionen in veraltete Technologie gesteckt.
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) kritisiert die Milliarden-Förderungen von Chipfabriken in Ostdeutschland. "Wir werfen das Geld zum Fenster raus", sagte der seit 2014 amtierende IWH-Präsident Reint Gropp der "Süddeutschen Zeitung" in einem am Sonntag verbreiteten Interview. "Das Geld sollten wir besser woanders reinstecken."
"Internationalen Subventionswettlauf"
Werke, die mit alter Technologie produzierten, zu fördern - das könne nicht der richtige Weg sein. "Ich beurteile diesen internationalen Subventionswettlauf sehr kritisch", sagte Gropp. "Die öffentliche Förderung der neuen Infineon-Fabrik in Dresden wird eine Million Euro pro Arbeitsplatz betragen - das ist zu viel."
Der Ökonom und Regierungsberater sagte: "Warum sollte man so profitablen Unternehmen noch Geld geben? Es dürfen keine Geschenke verteilt werden." Zudem sei nicht klar, ob es in Zukunft wieder große Engpässe bei Halbleitern geben werde. "Es kann nicht sein, dass nun mithilfe öffentlicher Gelder Kapazitäten aufgebaut werden, die wir vielleicht gar nicht brauchen."
Mehrere Milliarden Euro Förderung
Im März 2022 hatte Intel bekannt gegeben, dass in Magdeburg ab 2027 Chips der neuesten Generation produziert werden sollen. 17 Milliarden Euro soll das Investment kosten. Aus der Bundesregierung hatte es zuletzt geheißen, Intel fordere für die geplante Ansiedlung statt der zugesagten 6,8 Milliarden Euro nun zehn Milliarden Euro.
Der Chipkonzern Infineon will in diesem Herbst mit dem Bau eines neuen Werks in Dresden beginnen. Es sollen rund 1000 Arbeitsplätze entstehen. Infineon strebt eine Förderung von rund einer Milliarde Euro an. Die Gesamtinvestition soll bei fünf Milliarden Euro liegen.
Lieber Geld für Forschung und Entwicklung
Gropp sagte dazu, Intel baue zwar ein großes Werk, aber dort würden auch künftig keine wichtigen Entscheidungen fallen oder bedeutenden Aktivitäten für Forschung und Entwicklung angesiedelt. "Das hat sich auch schon bei den großen Investitionen von BMW und Porsche in Werke in Sachsen gezeigt", kritisierte der Ökonom. "Wir sollen besser Zukunftstechnologien fördern." Die deutsche Wirtschaft brauche Innovationen, wenn sie bestehen wolle.
Ein guter Ausgangspunkt wäre laut Gropp etwa, Forschung und Entwicklung zu fördern - an den Universitäten, Forschungseinrichtungen und Hochschulen, aber auch in den Unternehmen. Anschubfinanzierungen für große Projekte seien ebenfalls wichtig, sagte er: "Da kann man auch viel Geld ausgeben, und das sind - langfristig gesehen - bessere Investitionen."