Energiesicherheit Wie weit sind Deutschlands LNG-Terminals?
Die LNG-Pläne der Bundesregierung nehmen weiter Fahrt auf. In Brunsbüttel sind am Montag die letzten Rohre für den Anschluss des LNG-Importterminals angekommen. Wie ist der Stand in Deutschland insgesamt?
Deutschland will mit importiertem verflüssigten Erdgas (LNG) ausbleibende russische Gaslieferungen ersetzen und für Energiesicherheit sorgen. Dafür soll die nationale LNG-Infrastruktur in den kommenden Jahren stark ausgebaut werden. Im nächsten Winter soll bis zu einem Drittel des bisherigen Gasbedarfs über schwimmende LNG-Terminals gedeckt werden. Bisher gibt es solche Terminals im niedersächsischen Wilhelmshaven, in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern und in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein.
Gut die Hälfte der Nord Stream 1-Kapazität
In Brunsbüttel wurden heute die letzten Rohre für den Anschluss des LNG-Importterminals an das nordwesteuropäische Gasverbundnetz entladen. Die Gasversorgung soll zu Beginn des nächsten Winters starten. Im laufenden Jahr sollen mithilfe des Spezialschiffs "Höegh Gannet" 3,5 Milliarden Kubikmeter Gas in das Netz eingespeist werden; ab Fertigstellung einer Anbindungsleitung sogar 7,5 Milliarden, teilte das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage von tagesschau.de mit.
Zum Vergleich: Allein über die Pipeline Nord Stream 1 kamen 2021 fast 60 Milliarden Kubikmeter. Zusammen mit anderen LNG-Terminals stehen laut Bundesregierung im kommenden Dezember voraussichtlich eine Importkapazität von mehr als 30 Milliarden Kubikmeter Gas zur Verfügung.
Erstes LNG-Terminal in Wilhelmshaven
Im niedersächsischen Wilhelmshaven ging Ende 2022 Deutschlands erstes LNG-Terminal in Betrieb. Seit Januar wird bereits Gas geliefert. Alle Systeme arbeiteten zuverlässig, sagte Uniper-Manager Holger Kreetz. Über das Terminal sollen jährlich rund sechs Prozent des deutschen Erdgasbedarfs ins Netz eingespeist werden.
Die Bundesregierung sei mit den Gas-Importeuren kontinuierlich im Gespräch und werbe dafür, längerfristige Verträge abzuschließen. Bundeskanzler Olaf Scholz mahnte schon kurz vor der Eröffnung, dass man aus der Vergangenheit lernen und sich in Zukunft unabhängiger von einzelnen Lieferanten machen müsse. Das Gas werde zu großen Teilen aus Norwegen kommen, aus den USA und vom Golf, ein kleiner Teil aus den Niederlanden.
Terminal in Lubmin mit Symbolwirkung
Im Industriehafen von Lubmin in Meckenburg-Vorpommern hat im Januar das zweite deutsche LNG-Terminal den Betrieb aufgenommen. Es ist das erste und bisher einzige privat finanzierte Flüssigerdgas-Terminal. Betreiber ist das Unternehmen Deutsche ReGas. Wie im ersten LNG-Terminal im niedersächsischen Wilhelmshaven nimmt in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern ein Spezialschiff das LNG auf, wandelt es um und speist es ins Gasnetz ein.
Pro Jahr sollen über das Terminal nach Unternehmensangaben vorläufig bis zu 5,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Deutschland fließen. Davon sind 3,6 Milliarden Kubikmeter über Langfristverträge an Total Energies aus Frankreich und die MET Group vergeben worden, die LNG über Lubmin importieren möchten. Dass der zweite Terminal in Lubmin liegt, hat nicht wenig Symbolkraft: Es ist derselbe Ort, an dem die Erdgas-Pipelines Nordstream 1 und Nordstream 2 anlanden, die von Russland nach Deutschland führen.
Fünf schwimmende Terminals
Insgesamt hat sich die Bundesregierung fünf schwimmende Flüssigerdgasterminals gesichert. Neben der ersten Anlage in Wilhelmshaven soll im vierten Quartal 2023 eine weitere dazu kommen. Die Arbeiten in Brunsbüttel sind in vollem Gange. In Stade und Lubmin ist für Ende 2023 die Fertigstellung staatlicher Terminals vorgesehen.
Bis zum weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien sind LNG-Terminals für die Bundesregierung als Übergangslösung ein wichtiger Beitrag zur Energiesicherung.