Streik wohl abgewendet Tarifeinigung bei der Deutschen Post
Nach vier Verhandlungsrunden haben sich die Deutsche Post und die Gewerkschaft ver.di einigen können. Für die 160.000 Beschäftigten gibt es mehr Lohn und Sonderzahlungen. Die ver.di-Mitglieder bei der Deutschen Post AG werden über den Kompromiss nun noch abstimmen.
Es waren "extrem schwierige Verhandlungen", wie die Deutsche Post mitteilte - doch am Ende stand die Einigung mit der Gewerkschaft ver.di. Dies bestätigten beide Tarifparteien.
Für die 160.000 Beschäftigten des Brief- und Paketzustellers soll es eine steuer- und abgabenfreie Sonderzahlung zum Inflationsausgleich in Höhe von insgesamt 3000 Euro über mehrere Monate geben, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Post. Demnach erhalten Beschäftigte eine Einmalzahlung von 1020 Euro netto im April und monatlich 180 Euro netto von Mai 2023 bis März 2024.
Zusätzlich werden demnach die monatlichen Grundentgelte der Tarifbeschäftigten über alle Entgeltgruppen ab dem 1. April 2024 um 340 Euro erhöht. Die Tariferhöhung bedeute über alle Einkommensgruppen hinweg eine durchschnittliche Erhöhung von 11,5 Prozent mit Steigerungen der monatlichen Einstiegsgehälter in den unteren Einkommensgruppen von in der Spitze mehr als 20 Prozent für Paketsortierer und 18 Prozent für Zusteller, so das Unternehmen.
340 Euro mehr für Auszubildende
Für die Auszubildenden und Studierenden erhöhe sich die Vergütung ebenfalls ab dem 1. April 2024 um 340 Euro pro Monat.
Zudem erwerben künftig neu eingestellte Beschäftigte bereits nach 30 Tagen Tätigkeit einen Anspruch auf ein 13. Monatsgehalt, bislang sei dies erst nach einem Jahr Beschäftigung der Fall gewesen, teilte ver.di mit.
Auch über die sogenannte Postzulage für Beamtinnen und Beamte, die zum 31. Dezember 2022 ausgelaufen war, wurde eine Einigung erreicht. Diese Zulage werde bis zum 31. Dezember 2024 fortgeschrieben. Der neue Tarifvertrag soll ebenfalls bis zum 31. Dezember 2024 laufen.
Streik wohl abgewendet
Mit der Einigung wird voraussichtlich ein unbefristeter Streik abgewendet, für den sich die Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung bereits ausgesprochen hatten. In einer weiteren Urabstimmung werden sie jetzt über das Verhandlungsergebnis abstimmen. Die Gewerkschaft empfahl die Annahme des Verhandlungsergebnisses.
Nach der Einigung zeigte sich ver.di erleichtert. "Das ist ein gutes Ergebnis, das ohne den Druck und die hohe Streikbereitschaft unserer Mitglieder nicht hätte erreicht werden können", betonte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Mit diesem Tarifergebnis werde das wichtigste Ziel ver.dis, einen Inflationsausgleich insbesondere für die unteren Einkommensgruppen zu schaffen, erreicht.
Auch Konzernvorstand Thomas Ogilvie begrüßte die Einigung. "Wir sind im Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch unserer Kunden über unsere finanzielle Schmerzgrenze hinaus gegangen." Für die Post sei es wichtig gewesen, längere Streiks zu vermeiden.
Verhandlungen trotz Urabstimmung zum Streik
In der Urabstimmung hatten sich 85,9 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Dennoch hatte ver.di sich nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses am Donnerstag kurzfristig zu Verhandlungen bereit erklärt. Sie hatten am Freitagnachmittag in Düsseldorf an einem nicht genannten Ort begonnen.
Einen unbefristeten Streik hatte es bei der Post zuletzt 2015 gegeben. Damals waren massenweise Pakete und Briefe liegen geblieben. Im aktuellen Tarifkonflikt hatte ver.di bereits im Januar und Februar zu zeitlich begrenzten Warnstreiks aufgerufen, nachdem der vorherige Tarifvertrag zum Jahresende ausgelaufen war.