Germanwings-Piloten beenden Ausstand Streik vorbei, weiter Ausfälle
Der Streik bei Germanwings ist vorbei, dennoch müssen Reisende wegen der Verschiebungen auch am Nachmittag weiter mit Verspätungen und Ausfällen rechnen. Am Wochenende könnte der Ausstand fortgesetzt werden, so die Gewerkschaft.
Fluggäste der Lufthansa-Tochter Germanwings müssen auch am Nachmittag weiter mit teilweise erheblichen Verspätungen rechnen. Der Streik der Piloten endete zwar um 12 Uhr, jedoch führen die Ausfälle weiter zu Chaos im Ablaufplan.
Am stärksten betroffen sind die Germanwings-Standorte in Köln und Stuttgart. Am Airport Köln/Bonn fallen von 50 geplanten Flügen 32 aus, in Stuttgart 22 von 36 gelisteten Verbindungen. Auch in Hamburg und Berlin fallen jeweils rund 20 Flüge aus.
Der Streik dauerte von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags. Insgesamt sollen etwa 116 von 164 Flüge ausgefallen sein, sagte eine Konzernsprecherin. Betroffen seien überwiegend Inlandsverbindungen. Hier hätten Fluggäste die Möglichkeit, auf die Bahn auszuweichen. Hingegen fanden die Verbindungen in Urlaubsgebiete weitestgehend statt. Insgesamt seien etwa 15.000 Reisende von dem Ausstand betroffen.
Weitere Streiks am Wochenende?
Derweil kündigte eine Sprecherin der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) an, dass der Ausstand möglicherweise in den nächsten Tagen fortgesetzt werde. Davon könnten nicht nur Flüge von Germanwings, sondern auch von Lufthansa und der Frachttochter Cargo betroffen sein. Mit "leichten Nadelstichen" wolle die Pilotengewerkschaft das Unternehmen im Tarifstreit zum Einlenken bewegen. Die Lufthansa appellierte an die Gewerkschaft, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Durch einen Streik ist noch kein Tarifkonflikt gelöst worden", sagte ein Unternehmenssprecher.
Streit um die Übergangsrente
Hintergrund des Konflikts bei Europas größter Airline ist der Streit um die Übergangsrente für die 5400 Piloten bei Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo. Erneute Verhandlungen zwischen der Lufthansa und der Vereinigung Cockpit waren am Donnerstag gescheitert.
Im Schnitt gehen Lufthansa-Kapitäne derzeit mit knapp 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will das durchschnittliche Eintrittsalter schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Die aktuelle Regelung zur Übergangsrente will die Airline bis 2016 beibehalten, um ausreichend Zeit für Verhandlungen zu haben. Der Streit um die Übergangsrente hatte bereits im April zum schärfsten Streik in der Lufthansa-Geschichte geführt.
Übergangsversorgung: Bis Ende 2013 konnten Piloten frühestens mit 55 Jahren in Rente gehen, für bis zu 60 Prozent der Bezüge. Die Lufthansa will die Altersgrenze auf 61 Jahre erhöhen und die Piloten stärker an der Finanzierung beteiligen. Cockpit lehnt dies ab.
Betriebsrente: Lufthansa hatte die Vereinbarungen über die Betriebsrenten gekippt. Begründung: Die Zahlungen seien wegen der niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten nicht mehr finanzierbar. Falls keine Einigung kommt, gehen Lufthansa-Neueinsteiger leer aus. Für andere Angestellte ändert sich nichts. Nicht nur Cockpit, auch andere Gewerkschaften protestieren gegen die gekippte Betriebsrente bei der Lufthansa.
Vergütung: Cockpit pocht auf zehn Prozent mehr Gehalt über 24 Monate. Die Lufthansa bietet zunächst eine vom Geschäftserfolg abhängige Steigerung an, ab 2016 dann ein Plus von drei Prozent.