Interview

Interview mit Axel von Werder "Keine Gebührenordnung für Vorstände"

Stand: 27.08.2007 13:07 Uhr

Vor drei Jahren setzte die Bundesregierung eine Kommission ein, die Empfehlungen für das Geschäftsgebahren deutscher Unternehmen abgibt. In dieser Kommission "Deutscher Corporate Governance Kodex" sitzt auch Axel von Werder, er ist Professor an der TU Berlin. tagesschau.de befragte ihn zur aktuellen Debatte um die Gehälter der Top-Manager.

tagesschau.de: DaimlerChrysler und VW haben die Managergehälter wieder ins Gerede gebracht. Wie berechtigt ist die momentane Diskussion?

Werder: Zum Einzelfall möchte ich mich nicht äußern. Generell muss man sich anschauen, wie sich das Gehalt eines Top-Managers veränderte und wie sich gleichzeitig die Unternehmensperformance entwickelte. Wenn man sieht, dass die Bezüge raufgehen und der Aktienkurs 'runter, dann hat man natürlich schon ein Störgefühl. Nicht nur was die Angemessenheit angeht, sondern auch was die Leistung betrifft. Im Durchschnitt sind die Gehälter aber in Ordnung.

tagesschau.de: Sind Manager etwa keine gierigen Blutsauger?

Werder: Die meisten nicht. Das ist das Fatale an der gegenwärtigen Debatte. Alle regen sich über eine Handvoll Manager auf, die aber nicht repräsentativ sind. Sollen sich allerdings die Belegschaften einschränken, ist es kein Ausdruck guter Unternehmensführung, parallel dazu die Vorstandsgehälter explodieren zu lassen.

tagesschau.de: Ab wann ist ein Manager ordentlich bezahlt?

Werder: Es kommt schon darauf an, welche Ziele ein Manager verfolgt und welche er erreicht hat. In einer Krisensituation kann ein hohes Gehalt gerechtfertigt sein, wenn die Wende mit Bravour geschafft wurde. Im übrigen steht ja auch im Aktiengesetz: Wenn die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens nicht so toll ist, muss auch die Vergütung nicht Weltspitze sein.

tagesschau.de: Bleiben wir beim Gesetz: Edzard Reuter hat gefordert, dass der Gesetzgeber einschreitet und eine Art Kappungsgrenze einführt ...

Werder: ... Wir können keine Gebührenordnung für die Vorstände einführen. Der, der es bezahlen muss - also der Aktionär - sollte entscheiden, was der Manager wert ist, nicht der Gesetzgeber. Eine Regelung durch den Staat würde auch international für Kopfschütteln sorgen.

tagesschau.de: Wie begründet ist denn dann die Furcht, dass die Spitzenkräfte nach Amerika auswandern, wenn sie in Deutschland zu wenig verdienen?

Werder: Diese Angst ist eher unbegründet. Dazu müssten sie erst einmal Angebote aus den USA haben. Außerdem: Wenn solche Manager zwei oder drei Millionen Dollar im Jahr mehr verdienen könnten, wandern sie noch lange nicht nach Amerika ab.

tagesschau.de: Ihre Kommission hatte Empfehlungen zum Thema Manager-Gehälter ausgesprochen. Wurden die von den Unternehmen umgesetzt?

Werder: Die meisten Empfehlungen aus diesem Kodex wurden umgesetzt. Im Moment ist noch problematisch, dass viele Unternehmen nicht veröffentlichen, wer aus den Führungsetagen wie viel verdient. Von den Top 30 der im DAX verzeichneten Unternehmen haben nur rund ein Drittel ihre Vorstandsgehälter öffentlich gemacht. Da könnte es noch ein bisschen mehr Transparenz geben.

Die Fragen stellte Christian Radler, tagesschau.de