Trotz Krise im Jahr 2009 Mittelstand legt beim Eigenkapital zu

Stand: 15.11.2010 16:00 Uhr

Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland haben ihre Eigenkapitalausstattung seit 2005 trotz der tiefen Wirtschaftskrise im Jahr 2009 kontinuierlich verbessert. Das zeigt eine Studie der staatlichen KfW-Bankengruppe. KfW-Chefvolkswirt Irsch lobte das Krisenmanagement der kleinen und mittleren Firmen.

Trotz Wirtschaftskrise haben die deutschen Mittelständler ihr Kapital gestärkt. Allein im Rezessionsjahr 2009 erhöhten die Firmen ihre Eigenkapitalquote im Schnitt um einen Punkt auf 26,4 Prozent, wie die staatliche Förderbank KfW mitteilte. Grund sei die stabile Entwicklung der Umsatzrendite und die Tatsache, dass die meisten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) Gewinne erzielten. "Ihnen ist es gelungen, ihre Kostenstruktur an die schwache Umsatzentwicklung anzupassen", sagte KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch. Dies habe ermöglicht, Gewinn einzubehalten und damit nicht nur die Eigenkapitalquote zu stärken, sondern auch zusätzliche Kapitalpolster anzulegen.

Definiton Mittelstand

Zum Mittelstand gehören alle Unternehmen, die eine bestimmte Größe nicht überschreiten. Die KfW-Bankengruppe nennt als Obergrenze einen Jahresumsatz von 500 Millionen Euro. Das Institut für Mittelstandsforschung fasst die Grenzen enger: Betriebe mit bis zu 500 Mitarbeitern und maximal 50 Millionen Euro Umsatz ordnet es dem Mittelstand zu. Neben diesen quantitativen Definitionen gibt es auch eine qualitative: Demnach umfasst der Mittelstand die Familienunternehmen, also Firmen, bei denen der Eigentümer die Geschäfte führt und das unternehmerische Risiko trägt.

Die Eigenkapitalquote - also das Verhältnis aus Eigenkapital und Bilanzsumme - ist eine wichtige Kennzahl für die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. Zwischen 2005 und 2009 hätten die Mittelständler diesen Wert um knapp vier Prozentpunkte auf 26,4 Prozent gesteigert, erklärte die KfW. Besonders erfolgreich seien dabei die kleinen Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten gewesen: Sie hätten ein Plus von gut vier Prozentpunkten auf 20,4 Prozent geschafft. Firmen mit zehn bis 49 Beschäftigten erhöhten ihre Eigenkapitalquote von 18 auf 24,1 Prozent.

Der Puffer ist nicht geschmolzen

Die Befürchtungen, dass die Krise zu einem Abschmelzen der Eigenkapitalpuffer und damit zu einem erschwerten Kreditzugang bei Mittelständlern führen könnte, hätten sich nicht bewahrheitet, erklärte die KfW. Sie will Einzelheiten zu ihrem Mittelstandspanel 2010 am 25. November vorlegen.

... trotz heftigen Umsatzeinbrüchen

In der Rezession mussten viele Wirtschaftszweige bis zu zweistellige Umsatzeinbrüche verkraften. "Die mittelständischen Unternehmen haben gut auf die Krise reagiert", lobte Irsch. Dadurch hätten sie ihre Ertragslage vergleichsweise stabil halten und ihre Eigenkapitalausstattung stärken können. "Damit haben sie auch ihre externen Finanzierungsmöglichkeiten erweitert und die Voraussetzungen für mehr Investitionen und Innovationen verbessert."

Stichwort

Die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wurde 1948 errichtet. Ihre Aufgabe war zunächst die Bereitstellung von Mitteln - unter anderem aus dem Marshallplan - zum Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute fördert die KfW-Bankengruppe Investitionen, etwa im Bereich Wohnungsbau, kommunale Infrastruktur, Umweltschutz und Mittelstand. Davon profitieren z.B. auch private Bauherren. Außerdem betreibt sie Exportfinanzierung in Form von Bürgschaften. Die Bank spielt zudem eine wichtige Rolle als Platzhalter bei der Privatisierung von Bundesunternehmen, etwa Deutsche Telekom oder Post. Sie ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts, die vom Bund (80 Prozent) und den Ländern (20 Prozent) getragen wird.