Bericht der OECD Größere Kluft zwischen Arm und Reich
In vielen Ländern wächst laut der OECD der Abstand zwischen Arm und Reich. In Deutschland hätten Mitte der 80er-Jahre die reichsten zehn Prozent fünf Mal so viel verdient wie die ärmsten zehn Prozent - heute liege das Verhältnis bei sieben zu eins.
Die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland ist der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge heute größer als vor 30 Jahren. Verdienten die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung Mitte der 1980er-Jahre fünf Mal so viel wie die ärmsten zehn Prozent, liege das Verhältnis heute bei 7:1, hieß es in einem Arbeitspapier.
In den anderen OECD-Staaten war die Entwicklung laut der Untersuchung ähnlich: Mitte der 1980er-Jahre verdiente das reichste Zehntel der Bevölkerung sieben Mal so viel wie das ärmste. Heute liege das Verhältnis bei 9,5 zu eins. Zur OECD gehören 34 Länder, in erster Linie Industriestaaten.
Ungleichheit hemmt Wachstum
Die OECD fordert die Politik in diesem zum Gegensteuern auf. "Unsere Analyse zeigt, dass wir nur auf starkes und dauerhaftes Wachstum zählen können, wenn wir der hohen und weiter wachsenden Ungleichheit etwas entgegensetzen", sagte Generalsekretär Angel Gurria. "Der Kampf gegen Ungleichheit muss in das Zentrum der politischen Debatte rücken."
Denn die gestiegene Einkommensungleichheit hemme die wirtschaftliche Entwicklung. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Deutschland sei zwischen 1990 und 2010 inflationsbereinigt um etwa 26 Prozent gewachsen, so die OECD. Wäre die Ungleichheit auf dem Niveau von Mitte der achtziger Jahre verharrt, hätte das Plus um fast sechs Prozentpunkte höher ausfallen können.
Bildung als Gegenmittel
Dafür sieht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vor allem einen Grund: Ärmere investieren in der Regel weniger in Bildung. Kinder aus sozial schwächeren Familien haben daher weniger Bildungschancen. "Wachsen und gedeihen werden vor allem jene Länder, die alles daran setzen, dass ihre Bürger von klein auf gleiche Chancen haben."
Starkes und dauerhaftes Wachstum sei nur bei energischem Eintreten gegen wachsende Ungleichheit möglich, so die OECD. Daher könne auch gezielte Umverteilung durch Steuern und Transferleistungen durchaus wachstumsfördernd sein. Eine solche Verteilungspolitik müsse sich vor allem auf Familien mit Kindern sowie auf junge Menschen konzentrieren und deren Lernchancen verbessern.