Kampf um Opel Alle Investoren planen Stellenabbau
Vertreter von Bund und Ländern beraten heute bei einem Spitzentreffen über die Zukunft von Opel. Offenbar planen alle drei möglichen Investoren - der Autokonzern Fiat, der Zulieferer Magna und der Finanzinvestor Ripplewood - einen deutlichen Stellenabbau. Zudem verlangen sie Staatsgarantien.
Die Zukunft des Autobauers Opel kann voraussichtlich nur mit einem Verlust von Arbeitsplätzen gesichert werden. Alle drei Übernahme-Angebote für das Europa-Geschäft der Opel-Mutter General Motors (GM) sehen Regierungskreisen zufolge einen deutlichen Stellenabbau vor. Davon seien auch die vier deutschen Opel-Werke betroffen. Die Offerten des italienischen Autobauers Fiat, des kanadisch-österreichischen Zulieferers Magna und des US-Finanzinvestors Ripplewood sehen den Kreisen zufolge auch hohe Staatsbürgschaften vor.
Bundesregierung berät unter Hochdruck
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg kündigte erste Bewertungen der Konzepte für heute an. Spätestens Anfang nächster Woche soll in den USA und bei der Bundesregierung eine Vorentscheidung fallen. Die zuständigen Minister wollten deshalb schon heute im kleinen Kreis bei Kanzlerin Angela Merkel über die Angebote beraten. Die Entscheidung, wer zum Zuge kommt, liege allerdings in den Händen von GM, betonte das Wirtschaftsministerium. Um Übernahmeverhandlungen zu ermöglichen, die sich bis zum Herbst hinziehen dürften, will der Bund mit einem Treuhand-Modell eine Brückenfinanzierung über 1,5 Milliarden Euro bereitstellen.
Konzepte: 10.000 bis 18.000 Stellen abbauen
Laut "Bild"-Zeitung will Fiat sich eine Opel-Übernahme mit Bürgschaften von bis zu sieben Milliarden Euro absichern lassen. Fiat teilte unterdessen mit, dass im Falle einer Übernahme europaweit maximal 10.000 Stellen abgebaut werden sollen.
Magna-International-Geschäftsführer Siegfried Wolf kündigte an, bei der Verwirklichung der Pläne seines Konzerns würden "deutlich weniger als 18 000 Arbeitsplätze" bei Opel abgebaut. Insgesamt erwartet der Magna seinem Konzept zufolge Staatsgarantien zur Absicherung des Betriebs bei Opel in Höhe von etwa vier bis fünf Milliarden Euro. Ripplewood fordert nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung Bürgschaften in Höhe von fünf Milliarden Euro. Der Stellenabbau liege in einer ähnlichen Größenordnung wie bei Magna.
Betriebsrat betont Vorzüge des Ripplewood-Konzepts
Falls sich kein Bieterkonzept als tragfähig erweist und GM sich nicht auf das deutsche Treuhand-Modell einlässt, droht Opel die Insolvenz. Betriebsratschef Franz kündigte deshalb in der "FAZ" einen Notfallplan an: Die Beschäftigten könnten mit den Opel-Händlern den Autobauer selbst übernehmen. In einem Interview der "Welt" betonte er allerdings die Vorzüge des Ripplewood-Gebots. "Das Konzept von Ripplewood ist absolut logisch und nachvollziehbar", sagte Franz. Das Angebot muss ernsthaft geprüft werden."
Mitarbeiter verzichten auf Lohn
Franz bestätigte Medienberichte über einen geplanten Lohnverzicht von Opel-Mitarbeitern. Die Belegschaft im Stammwerk Rüsselsheim und im Testzentrum im hessischen Rodgau-Dudenhofen werde im Mai und Juni jeweils 1,5 Tage arbeiten, ohne dafür Geld zu erhalten, so Franz. In der Belegschaft gebe es dafür eine breite Zustimmung. Allerdings werde niemand gezwungen, mitzumachen. Im Gegenzug sollen die Mitarbeiter zwischen Weihnachten und Neujahr sechs Tage bezahlten Sonderurlaub nehmen dürfen.
Koch bevorzugt Magna-Angebot
Hessens Ministerpräsident Roland Koch sieht in der Magna-Offerte die besten Perspektiven für den Rüsselsheimer Autobauer. Es gebe eine "deutliche" Reihenfolge bei den drei vorgelegten Geboten, sagte Koch dem "Deutschlandfunk". Das Magna-Angebot sei "am nächsten an den Wünschen". Der italienische Autobauer Fiat sei mit seinen Plänen weit entfernt von dem, was man sich erhofft habe. Die Chancen für eine Opel-Rettung seien deutlich gestiegen, fügte Koch hinzu.
Gerüchte über viertes Übernahme-Angebot
Unterdessen gibt es Medienberichte, nach denen es ein mit Verspätung eingereichtes viertes Übernahme-Angebot für den Autobauer Opel geben könnte. Ein chinesischer Hersteller habe GM schriftlich sein Interesse signalisiert, berichtete die US-Wirtschaftsagentur Bloomberg unter Berufung auf zwei informierte Personen. Ob es aber tatsächlich noch zu einem detaillierten Angebot komme, sei offen.