Betriebsrat bestätigt Medienbericht Fiat will Opel übernehmen
Der kriselnde Autobauer Opel soll offenbar von seinem italienischen Konkurrenten Fiat übernommen werden. Entsprechende Pläne bestätigte der Opel-Betriebsrat - und kündigte entschiedenen Widerstand an: Fiat habe "richtig dicke Liquiditätsprobleme".
Der italienische Autokonzern Fiat steht offenbar kurz vor der Übernahme seines deutschen Konkurrenten Opel. Der Chef des Gesamtbetriebsrats des Rüsselsheimer Unternehmens, Klaus Franz, bestätigte gegenüber der Deutschen Presseagentur einen entsprechenden Bericht von "Spiegel Online".
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch bestätigte ein Interesse Fiats und des Autozulieferers Magna an Opel. Der CDU-Politiker wollte sich aber nicht zu Details der Verhandlungen äußern. Zuletzt hatte Fiat ein Interesse an Opel noch zurückgewiesen.
Opel will sich von der angeschlagenen US-Mutter GM trennen und sucht dafür einen Investor. Den hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel als Voraussetzung für eine Staatsbürgschaft genannt.
"Richtig dicke Liquiditätsprobleme"
Franz kündigte Widerstand gegen den Einstieg an. Fiat strebe keine strategische Partnerschaft an, kritisierte Franz. Das Unternehmen wolle lediglich kurzfristig an Bürgschaften kommen. "Fiat hat 14,2 Milliarden Euro Schulden und richtig dicke Liquiditätsprobleme. Die kommen derzeit nicht an Geld", sagte Franz.
Der Gewerkschafter befürchtet, dass Fiat spätestens nach der Bundestagswahl massiv Stellen abbauen werde. Opel und Fiat machten sich in allen Segmenten "brutale Konkurrenz".
"Kein Verständnis für diesen Deal"
Auch die IG Metall befürchtet Arbeitsplatzabbau und Werkschließung bei einem Fiat-Einstieg an. "Für diesen Deal wird es in der Belegschaft kein Verständnis geben und es wird auch keine Arbeitnehmerbeiträge geben", sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild. Sollte es zu einem Einstieg von Fiat kommen, werde binnen Jahresfrist über die Schließung der Opel-Werke in Bochum und Eisenach verhandelt.
Nach Angaben der IG Metall erscheint eine Übernahme der Mehrheit an Opel durch Fiat zumindest als unklar. Die von Fiat in Aussicht gestellte Investition sei kleiner als die von den Belegschaften und Händlern geplanten Beiträge.
Schild sagte, Fiat sei in Europa der Autohersteller mit den größten Überkapazitäten. Es habe in der Zeit der Kooperation zwischen Opel und Fiat in den Jahren 2000 und 2005 einen erheblichen Technologietransfer zugunsten von Fiat gegeben. Opel habe in dieser Partnerschaft drastisch verloren.
Absichtserklärung schon am Dienstag?
Zuvor hatte "Spiegel Online" unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet, dass Fiat bereits am kommenden Dienstag eine Absichtserklärung mit Opel unterzeichnen wolle. Das Opel-Management befürworte einen Einstieg des Autozulieferers Magna.
Weitere Nahrung erhielten die Gerüchte durch die schleppenden Verhandlungen für die geplante Allianz zwischen Fiat und dem kriselnden US-Autobauer Chrysler. Die US-Regierung hatte den beiden Unternehmen eine Frist bis Ende April gesetzt, um die Kooperation unter Dach und Fach zu bringen.
Fiat rutschte unterdessen im ersten Quartal in die roten Zahlen. Der Fehlbetrag erreichte 410 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte es noch 405 Millionen Euro Gewinn gegeben. Der Umsatz schrumpfte stark von knapp 15,1 auf 11,27 Milliarden Euro. Nach einem Gewinn vor Zinsen und Steuern von 783 Millionen Euro im ersten Quartal 2008 steht nun ein Verlust von 129 Millionen Euro.