EU-Kommission für neue Richtlinie Der Kampf gegen die Plastiktüte
Plastiktüten sind praktisch im Alltag und dazu noch günstig, aber sie belasten unsere Umwelt enorm. Viele landen im Meer und stellen eine Bedrohung für Mensch und Tier dar. Deshalb will EU-Kommissar Potocnik die Mitgliedstaaten verpflichten, den Verbrauch zu reduzieren. Ob die Staaten mitziehen, ist fraglich.
Wie so vieles fällt es dem Mensch meist dann ein, wenn es zu spät ist. Dann, wenn man mal wieder an der Laden-Kasse steht und feststellt: Eigentlich wollte ich ja die Einkaufstasche mitbringen. Und dann bleibt nur übrig, die Plastiktüte zu nehmen.
Plastiktüten: "Schön bequem"
Nur ein paar Cent kostet die Plastiktasche im Supermarkt. Beim Fleischer oder im Modegeschäft gibt es sie gratis dazu. Das lädt nicht gerade dazu ein, das bisschen zusätzlichen Kunststoff abzulehnen. Wenn auch oft mit einem Anflug von schlechtem Gewissen, wie ein Kunde im Supermarkt gesteht. Er habe gehört, dass der Plastikmüll sich im Meer anreichere. "Ich kann auch gut mit einer Jute-Tüte leben."
Nun gehören die Deutschen mit - laut Umwelt-Bundesamt - 65 Tüten pro Kopf und Jahr im Vergleich nicht zu den Groß-Verschwendern. Der EU-Kommission zufolge benutzen Europas Bürger Hunderte Plastikbeutel pro Jahr. Das soll sich ändern.
Ein Verbot war bislang nicht möglich
Schon im März unternahm die EU-Kommission einen Aufsehen erregenden Versuch, auf das Plastik-Problem hinzuweisen. Und lud zu einer Pressekonferenz den Oscar-Preisträger Jeremy Irons, der gerade einen Film über die Risiken, die in Abfällen lauern, mit dem Namen "Trashed", gedreht hatte. Irons fordert, die Menschheit solle den Abfall auf Null reduzieren, denn, "genauso wenig, wie es eine glückliche Ehe gibt, wird es je gar keine Abfälle mehr geben. Aber lassen sie es uns versuchen."
Bislang konnte die EU zwar noch frei nach dem Motto "Hüte Dich vor der Tüte" mahnen, aber sonst gegen die Plastikbeutel nicht sonderlich viel ausrichten. Einer Richtlinie zufolge dürfen die Einzelstaaten Tüten nicht untersagen.
Staaten sollen Eigeninitiative für Umweltschutz zeigen
Jetzt will der zuständige Umwelt-Kommissar Janez Potocnik den Ländern zumindest Wahl-Möglichkeiten eröffnen. Er möchte die Regelung dahingehend abändern, dass die Staaten sich Gebühren ausdenken, Ziele festschreiben oder auch ein Tüten-Verbot verhängen können.
Schon im März fragte der Kommissar, ob es nicht besser sei, wenn sich die Umwelt-Belastung eines Produkts auch im Preis widerspiegeln würde. "Wäre es nicht besser, den Verschmutzer zur Kasse zu bitten - und nicht die zukünftigen Generationen", fragte er bei einer Pressekonferenz.
Am Ende müssen müssen die Länder Verbot aussprechen
Millionen Tonnen von Plastikmüll schwimmen womöglich noch Hunderte von Jahren in den Meeren herum. Weil er sich langsam zersetzt kann der Kunststoff-Abfall dort laut Kommission zur Gefahr für Fische und letztendlich auch wieder für den Menschen werden. Europas Einkäufer, so die Botschaft, sollten also lieber zweimal überlegen, bevor sie an der Kasse 'Ja' zur Tüte sagen.
Doch dass die EU-Staaten tatsächlich eines Tages sagen: 'Die Tüte kommt bei uns nicht in die Tüte' - und Verbote aussprechen, ist nicht abzusehen. Auch wenn der EU-Kommissar mit seinen neuen Plänen, die Richtlinie abzuändern, Erfolg hat - die letzte Entscheidung, wie sie mit Plastiktaschen umgehen, wird den Einzelstaaten überlassen bleiben.