Kreditwürdigkeit Großbritanniens Ratingagenturen senken die Daumen
Nach dem Brexit-Votum befürchten die Ratingagenturen Standard & Poor's und Fitch negative Auswirkungen auf Politik und Wirtschaft in Großbritannien - mit Konsequenzen: S&P erkannte dem Land die Top-Kreditwürdigkeit ab, auch Fitch senkte den Daumen.
Die Ratingagenturen Standard & Poor's (S&P) und Fitch haben die Kreditwürdigkeit Großbritanniens herabgestuft. Damit kann es für London teurer werden, Kredite aufzunehmen. Die Agenturen verwiesen auf die unsichere Lage nach dem Brexit-Votum. Sie verbanden ihre Entscheidung mit einer negativen Perspektive, womit weitere Herabstufungen möglich erscheinen.
S&P erkannte dem Land die Top-Kreditwürdigkeit ab. Die Bonität des Landes sei von der besten Bewertung "AAA" um zwei Stufen nach unten auf "AA" herabgestuft worden, teilte die Agentur mit. Die Abstufung sei darauf zurückzuführen, dass das Brexit-Votum "die Vorhersehbarkeit, die Stabilität und die Effektivität der politischen Prozesse in Großbritannien" schwächen werde. Zudem seien Auswirkungen auf die britische Wirtschaft und die Staatsfinanzen zu erwarten.
Sorgen um öffentliche Finanzen
Fitch nahm die Bonitätseinstufung von "AA+" auf "AA" zurück. Die Entscheidung für einen Austritt aus der Europäischen Union habe einen negativen Effekt auf die britische Wirtschaft, die öffentlichen Finanzen sowie die politische Kontinuität. Fitch kürzte angesichts der erwarteten Unsicherheit die Wachstumsprognosen für dieses und die kommenden beiden Jahre.
Ein schlechteres Rating kann letzten Endes dazu führen, dass ein Land höhere Zinsen am Kapitalmarkt zahlen muss oder allgemein schlechter an frisches Geld gelangt. Großbritannien gehörte zu den wenigen Ländern mit der Top-Note "AAA", dem sogenannten Triple-A. Deutschland wird weiterhin mit der Bestnote bewertet.
Brexit trifft Finanzbranche
Die S&P-Analysten nannten als Leidtragende des Brexit explizit die Finanzbranche, die einen wesentlichen Teil zur Beschäftigung und zu den öffentlichen Einnahmen beitrage. Darüber hinaus warnte S&P vor einem Zerfall Großbritanniens. Das Ergebnis des Referendums "könnte eine konstitutionelle Krise auslösen, wenn es zu einem zweiten Referendum über die schottische Unabhängigkeit von Großbritannien führt".