Vorbild E.ON? RWE will Konzern aufspalten
RWE spaltet sich in zwei Teile auf: Der Mutterkonzern soll weiterhin konventionell Strom erzeugen, eine Tochtergesellschaft wird in das Geschäft mit Ökostrom, Stromnetzen und den Vertrieb einsteigen. Vor einem Jahr hatte Konkurrent E.ON einen ähnlichen Schritt vollzogen.
Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern RWE bereitet unter dem Druck wegbrechender Gewinne eine Aufspaltung vor. Das Geschäft mit Ökostrom, Stromnetzen und dem Vertrieb solle in eine neue Gesellschaft abgespalten werden, teilte der Konzern mit.
Zehn Prozent der neuen Gesellschaft sollen voraussichtlich Ende 2016 im Zuge einer Kapitalerhöhung an die Börse gebracht werden. RWE bleibe langfristig Mehrheitsaktionär der neuen Gesellschaft und werde diese voll in seine Bilanz einbeziehen.
Aufsichtsrat muss am 11. Dezember zustimmen
Der Mutterkonzern werde sich auf die konventionelle Stromerzeugung und den Energiehandel aus Braunkohle und Atomkraft konzentrieren. Die Haftungsmasse für die Kernkraftwerke werde nicht verändert. Die Neuausrichtung hat der Vorstand der RWE AG beschlossen. Der Aufsichtsrat muss noch zustimmen. Er soll am 11. Dezember entscheiden.
"Der Konzernumbau ist unsere Antwort auf den Umbau der europäischen Energielandschaft", sagte Vorstandschef Peter Terium. "Wir schaffen zwei zukunftsfähige Unternehmen unter einem Dach. Die neue Tochtergesellschaft mit eigenem Zugang zum Kapitalmarkt stärkt unsere Wachstumsperspektive."
WDR-Experte: Aufspaltung allein reicht nicht
Nach Einschätzung von WDR-Energieexperte Jürgen Döschner dürfte es aber schwer werden, aus einem maroden Konzern, der RWE derzeit sei, zwei gesunde und zukunftsfähige Unternehmen unter einem Dach zu machen. RWE sei im Bereich der erneuerbaren Energien "noch ein Zwerg". Wenn das das zukünftige starke Standbein sein soll, müsse der Konzern noch jede Menge tun.
Allein die Aufspaltung reiche nicht. Sie sei eher wichtig mit Blick auf die Anleger. Ihnen wolle man zeigen, dass man die Zeichen der Zeit erkannt habe. Tatsächlich hinke RWE der Entwicklung aber hinterher.
Bei RWE reden die Kommunen mit
RWE hatte lange betont, den Konzern als Ganzes erhalten zu wollen, sich aber die Option der Aufspaltung offengehalten. Diese Option könne man "zu jedem Moment" ziehen, falls sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter verschärfen sollten, hatte Vorstandschef Terium im August gesagt.
Hintergrund ist auch die Aktionärsstruktur bei RWE. Während E.ON eine börsennotierte Publikumsgesellschaft mit zahlreichen Anlegern ist, haben bei RWE die Kommunen noch ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Die nordrhein-westfälischen Kommunen halten zusammen knapp ein Viertel der RWE-Aktien.
E.ON hat Aufspaltung bereits beschlossen
Konkurrent E.ON hatte vor knapp einem Jahr seine Aufspaltung in den Bereich konventionelle Energien, zu dem auch die Atomkraft gehört, und erneuerbare Energien beschlossen.
Ab Januar wird das Kohle- und Gasgeschäft in eine eigene Gesellschaft namens Uniper ausgegliedert. E.ON konzentriert sich dann auf das Geschäft mit den erneuerbaren Energien, den Betrieb von Energienetzen und Dienstleistungen. Das Atomgeschäft, das ebenfalls ausgegliedert werden sollte, verbleibt auf Druck der Politik im Konzern.
Die Versorger haben derzeit vor allem mit dem Preisverfall im Strom-Großhandel infolge des Ökostrom-Booms zu kämpfen.