Notenbank legt Mindestkurs fest Schweizer Franken wird an Euro gekoppelt
Die Schweizer Nationalbank will mit allen Mitteln die eigene Landeswährung schwächen. Sie legte einen Mindestkurs für den Franken fest, um die Exporte der heimischen Wirtschaft zu verbilligen. Ein Euro muss demnach künftig mindestens 1,20 Franken kosten. Notfalls sollen unbegrenzt Devisen gekauft werden.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) koppelt den Schweizer Franken an den Euro. Sie legte dafür einen Mindestkurs fest: Demnach muss ein Euro künftig mindestens 1,20 Franken kosten. Einen niedrigerer Kurs werde ab sofort nicht mehr toleriert. "Die Nationalbank wird den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen", teilte die SNB mit. Ziel sei "eine deutliche und dauerhafte Abschwächung des Frankens".
Euro verteuert sich sprunghaft
Der Euro verteuerte sich nach der Ankündigung der Schweizer Nationalbank sprunghaft. Vorübergehend kostete er mehr als 1,21 Franken und bewegte sich dann um 1,20 Franken. Vor der Ankündigung der SNB waren auf den Devisenmärkten lediglich 1,1250 Franken pro Euro bezahlt worden.
Hintergrund der Entscheidung ist die Stärke des Franken gegenüber dem Euro. Vor allem im Zusammenhang mit der Schuldenkrise in Ländern der Eurozone hatte die Schweizer Währung in den vergangenen Monaten stark an Wert gewonnen. Das verteuert viele Exporte der Schweizer Unternehmen, schwächt die Konjunktur und erhöht das Risiko steigender Arbeitslosenzahlen. Nach einer Studie des Dachverbands der Schweizer Wirtschaft fürchten 20 Prozent der Exportunternehmen wegen des Höhenflugs des Franken um ihre Existenz.
Starker Franken bedroht Schweizer Wirtschaft
"Die gegenwärtig massive Überbewertung des Schweizer Frankens stellt eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft dar" und berge das "Risiko einer deflationären Entwicklung", erklärte die Nationalbank. Falls erforderlich, wolle die SNB weitere Maßnahmen ergreifen. Die Nationalbank stellte klar, dass sie den Franken auch bei einem Kurs von 1,20 im Vergleich zum Euro für hoch bewertet hält und auf eine deutliche Abschwächung der eigenen Landeswährung setzt.
Der Franken wird wegen seiner Stabilität als Anlage geschätzt und legte seit Jahresbeginn um neun Prozent gegenüber dem Euro und um 14 Prozent gegenüber dem Dollar zu. Die Schuldenkrise in der Eurozone und in den USA hatte die Investoren in Scharen in vermeintlich sichere Anlagen wie die Schweizer Währung, den japanischen Yen oder Gold getrieben. Die SNB hatte im Kampf gegen die Frankenstärke Anfang August ihren Leitzins überraschend auf praktisch null gesenkt.
Keine Abstimmung mit Europäischer Zentralbank
Für den Schritt zur Festlegung auf ein Wechselkursziel zwischen Franken und Euro entschied sich die SNB offenbar auf eigene Faust. Die Europäische Zentralbank (EZB) teilte mit, sie nehme die Entscheidung der SNB zur Kenntnis. Die Schweizer Notenbank habe diesen Schritt in "eigener Verantwortung" unternommen.