Handel mit China Die Seidenstraße endet in Duisburg
Es sind bereits 25 Züge pro Woche: Zwischen China und Deutschland gibt es eine Bahnverbindung, die den Handel ankurbeln soll. Für Duisburg bedeutet sie Hoffnung im Strukturwandel.
Zehntausende Container stapeln sich auf dem Duisburger Hafengelände. Duisburg ist der größte Binnenhafen Europas. 130 Millionen Tonnen Güter werden hier jedes Jahr umgeschlagen. Unter die Container mischen sich inzwischen immer mehr mit chinesischen Schriftzeichen.
Duisburg ist der Endpunkt einer gut 10.000 Kilometer langen Bahnstrecke, die in Chongqing in China beginnt. Etwa zwölf Tage braucht der Zug für die Strecke; zum Vergleich: Ein Schiff ist etwa 40 Tage unterwegs.
Zehntausende Container stapeln sich auf dem Duisburger Hafengelände.
Die Bahn soll ein Kompromissangebot zwischen Schiff und Flugzeug sein, sagt der Vorstandsvorsitzende der Duisport AG, Erich Staake. "Natürlich ist der Zug teurer als der Transport per Wasser, aber ist eben sehr viel günstiger als die Luftfracht. Und das ordnet ihn genau zwischen Luft- und Seefracht ein."
Noch nicht profitabel
Inzwischen kommen wöchentlich 25 Züge aus China in Duisburg an. Das hört sich nach viel an, ist aber im Vergleich zum gesamten Transportvolumen zwischen Asien und Europa wenig. Denn ein Zug kann nur maximal 60 Container pro Fahrt transportieren. Ein Containerschiff trägt etwa 10.000 Container. Der Zug müsste also fast 170 Mal fahren, um das gleiche an Waren zu transportieren.
Der große Vorteil ist: Für den Zug endet die Strecke nicht im Hafen an der Küste. Duisburg liegt im Herzen Europas. Von hier aus können die Waren leicht in die Regionen, aber auch in die europäischen Nachbarstaaten transportiert werden.
Große Hoffnungen in der Region Duisburg
Duisburg selbst soll die Eisenbahnstrecke einen zweiten Frühling verschaffen. Seit dem Niedergang des Bergbaus kämpft die Region mit dem Strukturwandel. Die Kassen sind leer, die Arbeitslosigkeit hoch.
Die Region schreie nach wirtschaftlichem Wachstum, sagt Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer zu Duisburg. "Wir erhoffen uns durch die Seidenstraße den Ausbau der Logistik, aber auch den Ausbau von Handel, von Vertrieb, von produzierenden Unternehmen, die aus dem Ausland hier ihre Heimat finden."
Auf dieser Brache soll ein riesiges deutsch-chinesisches Handelszentrum entstehen.
China macht das Projekt zur ‚Chefsache’
In der Seidenstraße steckt also eine große Portion Hoffnung. Und auch in China ist die Bahnstrecke ein Prestigeobjekt. "Es ist kein Geheimnis, dass die chinesische Regierung die Seidenstraßen-Initiative finanziell fördert", sagt Unternehmer Staake. Dass die Züge nicht wirtschaftlich sind, liegt vor allem daran, dass viel mehr Güter nach Europa geschickt werden als nach China.
Doch die Situation verbessert sich. Kamen anfangs viermal so viele Container aus China nach Deutschland wie umgekehrt, so ist das Verhältnis heute bei zwei zu eins. "Wenn wir es schaffen, die Zeitstrecke zwischen China und Europa Duisburg hier von beispielsweise von zwölf Tagen auf acht Tage zu reduzieren, dann sind wir sehr nahe an der Luftfracht; und dann wird dieses Angebot per Schiene noch stärker nachgefragt werden", so Staake.
Aufbruchsstimmung in der Region
Die neue Seidenstraße weckt den Pioniergeist in Duisburg. Die chinesische Projektentwicklerin Yaomin Wang will mit ihrer Firma 250 Millionen Euro investieren, um auf einer Brachfläche in der Nähe des Hafens ein deutsch-chinesisches Handelszentrum zu errichten. Ihre Augen leuchten als sie die Dimensionen erklärt: "Grundstücksfläche von 60.000 Quadratmetern, Gesamtfläche von 120.000 Quadratmetern. Und angesiedelt werden 300 chinesische Unternehmen, die von hier aus ihren Vertrieb in Mitteleuropa organisieren. Und es werden circa 2000 Arbeitsplätze entstehen."
Der Seidenstraßen Zug - er bringt also nicht nur Waren, sondern auch Jobs nach Deutschland. Die Region um Duisburg lässt er von einem Aufschwung träumen.