Arbeitslosigkeit und Sparprogramm Junge Spanier protestieren gegen Wirtschaftsmisere
Spaniens Jugend macht ihrem Ärger Luft: Auf Demonstrationen folgte nun die Besetzung zentraler Plätze im Land. Zumindest bis zur Kommunalwahl am Sonntag wollen die Demonstranten ausharren. Sie sind unzufrieden mit der lahmenden wirtschaftlichen Entwicklung und der hohen Arbeitslosigkeit.
Vor der Kommunalwahl am Sonntag sind Tausende junge Spanier aus Verärgerung über die hohe Arbeitslosigkeit auf die Straßen gegangen und haben zum Boykott der Volksparteien aufgerufen. In Dutzenden Städten protestierten sie gegen die stagnierende Wirtschaftsentwicklung und Ausgabenkürzungen der Regierung. "Wir wollen Politiker, die sich um uns und nicht um ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen kümmern", sagte ein Sprecher.
Spanien hat mit mehr als 40 Prozent die höchste Arbeitslosenquote bei jungen Menschen in der Europäischen Union. Der Internationale Währungsfonds spricht bereits von einer "verlorenen Generation". Bislang gab es jedoch kaum Proteste, auch wegen der engen Verbindungen der Gewerkschaften mit den regierenden Sozialisten. Die über soziale Internet-Netzwerke organisierten jungen Menschen läuten nun offenbar eine Wende ein.
Tausende proestieren am Dienstag in Madrid.
Zeltlager auf großen Plätzen
In Madrid benannten Demonstranten den Ort der Proteste in "Platz der Lösung" um und forderten auf Transparenten "Echte Demokratie jetzt". Einige harren dort bereits seit Tagen aus und schlafen unter Zeltplanen. Die Demonstranten riefen dazu auf, bei den Kommunalwahlen nicht für die Sozialisten oder die konservative Partido Popular zu stimmen.
Politiker beider Parteien sind in Korruptionsskandale verstrickt. Sollten Wähler ihre Stimme nicht abgegeben oder für kleinere Parteien stimmen, würde das nach Einschätzung von Beobachtern vor allem die Sozialisten treffen. Es wird erwartet, dass die Partei von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero die Mehrheit in einigen Hochburgen verlieren wird. Die Abstimmung gilt als Stimmungstest vor den landesweiten Wahlen, die bis zum kommenden März abgehalten werden müssen.
Mit milliardenschweren Ausgabenkürzungen will die Regierung des hoch verschuldeten Landes, das immer noch unter den Folgen der geplatzten Immobilienblase leidet, eine Finanzkrise vermeiden. An den Finanzmärkten gibt es Befürchtungen, Spanien wäre in dem Fall ein weiterer Kandidat für Hilfen von EU und IWF. Stark steigende Exporte nach Deutschland und Frankreich haben die spanische Wirtschaft im ersten Quartal aber auf einem leichten Wachstumskurs gehalten. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Januar bis März um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu.