Manipulierte Abgaswerte Ex-Audi-Chef Stadler will gestehen
Wende im Dieselskandal-Prozess gegen Ex-Audi-Chef Stadler: Er kündigte ein Geständnis an, dafür bleibt es wohl bei Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von 1,1 Millionen Euro. Stadler hatte jahrelang seine Unschuld beteuert.
Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler hat im Betrugsprozess um manipulierte Abgaswerte bei Dieselautos ein Geständnis angekündigt. Er stimme dem Verständigungsvorschlag des Gerichts zu, sagte sein Verteidiger Thilo Pfordte vor dem Landgericht München II. Die Wirtschaftsstrafkammer hatte Stadler bei einem umfassenden Geständnis und Zahlung von 1,1 Millionen Euro eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt.
Auch die Staatsanwaltschaft stimmte dem Vorschlag des Gerichts zu. Damit sei eine Verständigung zustande gekommen, stellte der Vorsitzende Richter Stefan Weickert fest. Das Geständnis wolle Stadler dem Gericht in zwei Wochen vortragen, sagte sein Verteidiger. Das Urteil ist laut dem Richter nicht vor Pfingsten zu erwarten.
Der Prozess läuft bereits seit September 2020. Zuletzt war Bewegung in das Verfahren gekommen, nachdem das Gericht den derzeit noch drei Angeklagten im Gegenzug für Geständnisse Bewährungsstrafen in Aussicht gestellt hatte.
Stadler drohte eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung
Stadler hatte jahrelang seine Unschuld beteuert und war davon auch in dem seit zweieinhalb Jahren laufenden Prozess zunächst nicht abgerückt. Aber nach vorläufiger Einschätzung der Wirtschaftsstrafkammer dürfte er spätestens im Juli 2016 erkannt haben, dass die Abgaswerte manipuliert gewesen sein könnten. Statt der Sache auf den Grund zu gehen und die Handelspartner zu informieren, habe er den Verkauf der Autos jedoch bis Anfang 2018 weiterlaufen lassen.
Daher komme für ihn eine Freiheitsstrafe wegen Betruges durch Unterlassen in Betracht - bei einem umfassenden Geständnis und Zahlung von 1,1 Millionen Euro auch auf Bewährung.
Nach der Verständigung will das Gericht Stadler zu einer Freiheitsstrafe zwischen eineinhalb und zwei Jahren verurteilen. Die Bewährungszeit betrage dann drei Jahre, kündigte Weickert an. Die Bewährungsauflage sei an gemeinnützige Einrichtungen zu zahlen.
Leitende Ingenieure hatten bereits gestanden
Der ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung, Wolfgang Hatz, und zwei seiner leitenden Ingenieure hatten bereits gestanden, dass sie die Ausgestaltung der Motorsoftware veranlasst hatten. Mit unzulässigen Abschalteinrichtungen hielten die Autos die Stickoxid-Grenzwerte zwar auf dem Prüfstand ein, aber nicht auf der Straße. So wollten sich die Autobauer den aufwendigen nachträglichen Einbau größerer Adblue-Tanks für die Abgasreinigung sparen, nachdem sie sich zuvor verrechnet hatten.
Im Fall von Hatz lehnte die Staatsanwaltschaft eine Bewährungsstrafe ab, womit diesem weiterhin eine Haftstrafe droht.
Nachfolger Winterkorns
Rupert Stadler war 2007 Chef der VW-Tochter geworden, als Nachfolger von Martin Winterkorn, der damals an die Konzernspitze wechselte. Ab Juni 2018 saß Stadler wegen Verdunkelungsgefahr vier Monate lang in Augsburg in Untersuchungshaft, bis zu seinem Rücktritt als Audi-Chef und VW-Vorstandsmitglied.
Mit dem Volkswagen-Konzern hatte er bereits einen zivilrechtlichen Vergleich geschlossen und wegen Pflichtverletzung 4,1 Millionen Euro an seinen früheren Arbeitgeber gezahlt.