Automobilindustrie in Großbritannien 800.000 Jobs sind in Gefahr
Der Opel-Mutterkonzern Stellantis fordert von der britischen Regierung, den Brexit-Vertrag mit der EU nachzuverhandeln. Andernfalls drohen Werksschließungen und Jobabbau, denn die Produktionskosten für E-Autos laufen aus dem Ruder.
Stellantis, einer der größten Autohersteller der Welt und Opel-Mutterkonzern, hat der britischen Regierung die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder sie verhandeln sofort einen Teil des Brexit-Handelsvertrags mit der EU neu. Oder aber man werde Autowerke in Großbritannien schließen müssen und es wären Tausende Jobs betroffen.
Hintergrund ist, dass ab dem kommenden Jahr strengere Regeln für Industrieprodukte gelten. Laut Brexit-Vertrag müssen dann 45 Prozent der Bestandteile eines britischen E-Autos aus dem Vereinigten Königreich oder der EU stammen, damit das Auto zollfrei in die EU exportiert werden kann. Ab 2027 sind es sogar 65 Prozent.
Zu wenige Batterien in Großbritannien
Praktisch sei das kaum machbar, sagt Mike Hawes, Hauptgeschäftsführer des britischen Handelsverbands der Automobilindustrie. Denn ausgerechnet die Batterien, die einen Großteil des Wertes der E-Autos ausmachen, seien hier schwer zu beschaffen.
Die Batterieindustrie komme bei der Nachfrage gar nicht hinterher, sagt Hawes. Es bestehe also die Gefahr, dass die Autohersteller ab nächstem Jahr tatsächlich Zölle auf Exporte zahlen müssten. Denn E-Batterien müssten wahrscheinlich außerhalb der EU eingekauft werden, die meisten wohl in Asien. Beim Aufbau der eigenen Batterie-Produktion hinkt Großbritannien hinterher.
800.000 Jobs in Gefahr
Stellantis warnt: Wenn die Zölle die Kosten für britische E-Autos dann zu hoch treiben, müsse man die Werke abziehen. Betroffen wären nicht nur die etwa 5000 Mitarbeitenden von Stellantis, befürchtet Andy Palmer, Automobilexperte und ehemaliger Manager bei Nissan. Es gehe insgesamt um gut 800.000 Jobs im Vereinigten Königreich, in der gesamten Automobil- und Zulieferindustrie, so Palmer.
Die britische Regierung müsse also nun dringend handeln: Das Wichtigste sei jetzt, Batterie- und andere Autoteilehersteller zurück ins Vereinigte Königreich zu holen, sagt Palmer.
Forderung nach besseren Bedingungen mit der EU
In der Zwischenzeit müsse Großbritannien weiter mit der EU bessere Bedingungen verhandeln. Das forderten nun auch weitere Autohersteller, mitunter der deutsche Verband der Automobilindustrie.
Auch die oppositionelle Labour-Partei mischt mit. Denn das einst so schillernde Versprechen vieler Konservativer, mit dem Brexit werde alles besser, bröckelt immer mehr. Der Brexit-Vertrag funktioniere nicht, sagt Labour-Chef Keir Starmer. Ihn zu verbessern, damit der Brexit funktioniere, sei Labours Ziel. Damit ist es schon möglich, dass Hiobsbotschaften wie nun aus der Automobilbranche Labour Rückenwind für die nächste Wahl 2025 verleihen.