Proteste gegen Reformen in Frankreich halten an Streiks auch zur EM?
Kurz vor der Fußball-EM üben die Gewerkschaften im Streit um Arbeitsmarktreformen weiter Druck auf die Regierung aus: Landesweit gab es Blockaden und Demonstrationen. Die Eisenbahner setzten ihren Streik fort, auch Piloten wollen in den Ausstand treten.
Die Proteste gegen die geplanten Arbeitsmarktreformen der französischen Regierung gehen weiter. Arbeiter besetzten bei einer Protestaktion ein Umspannwerk im Westfrankreich und provozierten damit einen gewaltigen Stromausfall. Betroffen waren nach Angaben des Netzbetreibers 125.000 Haushalte.
Verletzte bei Blockaden und Demonstrationen
Am Morgen blockierten Demonstranten die Zufahrten zu Atomkraftwerken, Fabriken, Müllverbrennungsanlagen und Gewerbegebieten in verschiedenen Landesteilen. Blockiert wurde auch eine Fabrik des Unternehmens von Arbeitgeberpräsident Pierre Gattaz. Der hatte kürzlich die Gewerkschaft CGT wegen ihrer Blockaden mit "Terroristen" verglichen, später aber eine "unangebrachte" Äußerung eingeräumt.
In Nantes kam es bei einer Demonstration zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Bei der Räumung einer Blockade in der südfranzösischen Stadt Toulouse wurden nach Polizeiangaben acht Beamte leicht verletzt. In der westfranzösischen Stadt Nantes lieferten sich jugendliche Demonstranten heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei, warfen Flaschen und Steine. In Paris besetzten Demonstranten zwischenzeitlich ein Stellwerk des Bahnhofs Gare de Lyon, eine Stunde lang konnte kein Zug abfahren.
Eisenbahner streiken weiter
Die Eisenbahner setzten derweil einen am Mittwoch begonnenen unbefristeten Streik fort. Wie am Vortag rollten nur ein Drittel der Intercity-Züge, jeder zweite Regionalexpress und 60 Prozent der TGV-Schnellzüge. Schnellzugverbindungen nach Deutschland waren nicht betroffen.
Durch den Streik fielen zahlreiche Zugverbindungen aus.
Ein Streik bei den Pariser Nahverkehrsbetrieben führte zunächst zu keinen Behinderungen bei Metros und Bussen. Leichte Behinderungen gab es im Flugverkehr, weil Fluglotsen ihre Arbeit niederlegten.
Energieversorgung durch Ausstände erschwert
Die Gewerkschaften setzten auch ihre Streiks in Ölraffinerien und Häfen fort. In 16 von Frankreichs 19 Atomkraftwerken stimmten die Beschäftigten zudem für zeitweilige Arbeitsniederlegungen. Schon vor einer Woche hatten die Gewerkschaften für eine Drosselung der Produktion in einer Reihe von AKW gesorgt, ohne dass dies die Stromversorgung beeinträchtigte. In Frankreich stammen rund drei Viertel des produzierten Stroms aus der Atomkraft.
Piloten sollen zur EM streiken
Derweil rückt ein Pilotenstreik bei der Fluggesellschaft Air France näher: Die Piloten der französischen Airline seien aufgerufen, vom 11. bis zum 14. Juni, also während der Fußball-EM, die Arbeit niederzulegen, sagten Sprecher der Flugpersonalgewerkschaften SNPL und SPAF. Der Protest richtet sich gegen den Umbau des Gehaltssystems der nach der Lufthansa zweitgrößten europäischen Airline.
Proteste bereits seit Monaten
Gegen die Pläne von Staatschef François Hollande für eine Lockerung des französischen Arbeitsrechts machen die Gewerkschaften schon seit rund drei Monaten mobil. Die Fronten sind verhärtet, weil die sozialistische Regierung an der Reform festhält und auch die weit links stehende Gewerkschaft CGT nicht nachgeben will. Die CGT setzt deswegen auf Streiks und Blockaden - und schließt Protestaktionen auch während der Fußball-EM nicht aus.