ARD-Interview mit UBS-Verwaltungsratschef Weber "Die Bank der Zukunft wird weniger Mitarbeiter haben"
10.000 Stellen will die UBS weltweit abbauen. Einen Jobabbau in dieser Größenordnung hat es bei einer Schweizer Bank noch nie gegeben. Was sind die Gründe für diesen Radikalkurs und was kommt danach? In einem Gespräch mit den ARD-Hörfunk gibt UBS-Verwaltungsratschef Axel Weber darüber Auskunft
Von Hans-Jürgen Maurus, ARD-Hörfunkstudio Zürich
Es sind harte Einschnitte, die die Spitzengremien der größten Schweizer Bank beschlossen und bekannt gegeben haben. 10.000 Arbeitsplätze werden bis 2015 abgebaut, die Investment Bank aufgespalten.
Kerngeschäft soll die Vermögensverwaltung werden, so Verwaltungsratspräsident Axel Weber gegenüber der ARD: "Wir bauen die Bank auf das neue Marktumfeld um und wir besinnen uns auf die Stärken der UBS. Insofern kehren wir in gewissem Sinne zu unseren Wurzeln zurück. Wir sind eine globale Bank, die Vermögensverwaltung als Kerngeschäft definiert. Wir sind die größte Universalbank in der Schweiz. Das sind zwei starke Standbeine, auf die wir uns konzentrieren. Und die Investmentbank wird in Zukunft sehr viel stärker auf die Interessen der Kunden in diesem Segment ausgerichtet sein. Die Bank der Zukunft wird deutlich weniger Mitarbeiter haben. Das ist der Teil der Entscheidung, der uns am meisten schmerzt."
Radikalschnitt statt Salami-Taktik
Weber und UBS-CEO Sergio Ermotti setzen nicht das Skalpell, sondern die Axt an. Ein Jobverlust in dieser Größenordnung hat es bei einer Schweizer Bank noch nie gegeben. Ex-Bundesbankpräsident Weber verteidigt die Maßnahme: "Wir wollten jetzt keine Salami-Taktik, bei der wir jedes Jahr neue Restrukturierungsprogramme fahren müssen - das gebietet auch die Fairness gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir wollen jetzt ganz klar sagen, wie die UBS der Zukunft aussieht. Wir wollen denjenigen, die wir für künftige Kerngeschäfte als Mitarbeiter halten wollen, Perspektiven anbieten. Und wo wir uns vom Personal trennen müssen, weil diese Bereiche nicht profitabel funktionierten, wollen wir das jetzt schon ankündigen, damit sich die Mitarbeiter auf diese Situation einstellen können."
Mit dem Radikalschnitt werden jene Kritiker bestätigt, die der UBS seit langem bescheinigten, zu groß, zu teuer, zu unrentabel zu sein und zu hohe Risiken zu fahren. In der Tat beschleunigt Verwaltungsratschef Weber den Abbau der Risiken: "Der Prozess ist eine deutliche Beschleunigung unserer strategischen Ausrichtung. Wir gehen an die sogenannten Risiko gewichteten Aktiva. Das ist ein Begriff, den Regulierer immer benutzen, um zu messen, wie viel Risiken eine Bank im Portfolio hat. Dort gehen wir deutlich weiter, als wir bis jetzt angekündigt haben. Wir waren früher zu Beginn dieser Transformation bei etwa 300 Milliarden Risiko gewichteten Aktiva, wir sind jetzt bei aktuell 168. Und wir hatten schon angekündigt, auf die Größenordnung von unter 70 Milliarden zu gehen."
Was ist mit den Boni?
In ersten politischen Reaktionen sprachen Schweizer Politiker von Zynismus. Die UBS-Mitarbeiter müssten die Fehler der Vergangenheit ausbaden. Werden denn auch die Boni gedeckelt?
Dazu meint Weber: "Wir haben auch in anderen Bereichen Handlungsbedarf, zum Beispiel bei Entlohnsystemen für Banken. Hier werden wir gefordert sein, Antworten zu geben bei der nächsten Generalversammlung. Doch alles zu seiner Zeit."
Es kommt also noch etwas. Dieser Radikalumbau bei der größten Schweizer Bank trägt die Handschrift von Axel Weber, man wird noch mehr von ihm hören.