Schutz des Regenwaldes EU verbietet Import aus Abholzgebieten
Das EU-Parlament und die Mitgliedsstaaten haben sich auf ein Gesetz zum Schutz des Regenwaldes geeinigt. Es soll dafür sorgen, dass keine Produkte mehr in der EU hergestellt oder vertrieben werden, die mit der Abholzung im Zusammenhang stehen.
Die EU hat sich auf ein Verbot von verschiedenen Waren und Rohstoffen aus Entwaldungsgebieten geeinigt. Darunter fallen ab 2023 unter anderem Kakao, Kaffee, Palmöl, Soja, Holz, Gummi, Holzkohle, bedruckte Papierprodukte und auch Fleisch. Auch Produkte, die diese Rohstoffe enthalten, fallen unter das neue Gesetz.
Wurde also beispielsweise ein Rind mit Soja gefüttert, welches auf nach dem 31.12.2020 abgeholzten Gebieten angebaut wurde, darf weder sein Leder noch Fleisch in die EU eingeführt werden. Wird das Rind in der EU gezüchtet und mit illegalem Soja aus dem Regenwald gefüttert, wird sein Fleisch ebenfalls illegal.
Das selbe Prinzip gilt für Möbel aus Tropenholz sowie für Kakao und Palmöl in Lebensmitteln. Insgesamt hoffen die 27 EU-Staaten, damit die Abholzung des Regenwaldes deutlich zu reduzieren. Laut EU-Parlament geht ein Zehntel der Abholzung der letzten 30 Jahre auf das Konto von Verbraucherinnen und Verbrauchern in der EU. Insgesamt wurde demnach weltweit in diesem Zeitraum eine Waldfläche abgeholzt, die der Gesamtfläche der EU entspricht.
Oftmals wird der Wald mit der besonders schädlichen Brandrodung entfernt. Hierbei haben viele Tiere keine Chance zur Flucht.
Die Regelungen des neuen Gesetzes treten bereits nach 20 Tagen in Kraft, allerdings gelten für einige Teile noch Übergangsfristen von 18 Monaten. Wer Waren vertreiben will, in denen Rohstoffe enthalten sind, die aus Abholzung stammen könnten, muss nun verpflichtend angeben, woher die jeweiligen Rohstoffe stammen. Es muss also garantiert werden, dass in den Produkten nichts enthalten ist, das mit neuer Abholzung von Wald oder Regenwald im Zusammenhang steht.
Laut EU und Umweltschutz wichtiger Schritt
Die EU sei ein großer Verbraucher und Händler von Waren, "die wesentlich zur Entwaldung beitragen", so der tschechische Umweltminister Marian Jurecka. Bislang sei es - rechtlich gesehen - kein Problem gewesen, im Amazonas Bäume zu roden, um auf den frei gewordenen Flächen dann Rinder zu züchten und ihr Fleisch in deutschen Supermärkten anzubieten. "Damit wird bald Schluss sein", so die SPD-Abgeordnete Delara Burkhardt.
Auch der World Wildlife Fund (WWF) begrüßt das neue Gesetz in weiten Teilen. "Wir haben als EU-Bürger heute ein Gesetz bekommen, das den Schutz des Waldes neu definiert", sagt Susanne Winter, Programmleitung Wald beim WWF, gegenüber tagesschau.de. Auch das neu festgelegte Kontrollsystem sei ein gutes Instrument, um die jetzt verabschiedeten Regelungen auch durchzusetzen. Allerdings könnten auch mit den neuen Regeln Wälder und artenreiche Savannen weiter stark wirtschaftlich genutzt werden.
Kontrollen und Sanktionen vorgesehen
Das Gesetz der EU sieht die Klassifizierung von Herkunftsgebieten der Rohstoffe in drei Kategorien vor: niedriges, mittleres und hohes Risiko. Je nachdem, welchem Risiko ein Gebiet zugeordnet wird, sollen zwischen einem und neun Prozent der von dort eingeführten Waren kontrolliert werden. "Klar sein muss, dass Kontrollbehörden sich jetzt komplett neu aufstellen müssen", so Winter. Bei festgestellten Verstößen drohen Strafen in Höhe von bis zu vier Prozent des EU-weiten Jahresumsatzes eines Unternehmens.
Das neue Gesetz sieht außerdem vor, dass auch sogenannte "Umgehungstatbestände" geahndet werden. Sollte also jemand ein Schlupfloch im neuen Gesetz finden und nachgewiesen werden, dass es absichtlich ausgenutzt wird, droht die gleiche Strafe wie bei einem direkten Verstoß.
Durchgeführt werden sollen die Kontrollen unter anderem mithilfe von Satellitenaufnahmen, globalen Positionsdaten und Genanalysen der Waren und Rohstoffe. "Wenn das Gesetz und die darin vorgesehenen Kontrollmechanismen gut umgesetzt werden, sind wir auf einem guten Weg", so Winter vom WWF.
Die EU muss das Gesetz noch formal billigen, bevor es in Kraft tritt. Händler haben dann 18 Monate Zeit, um die neuen Regeln umzusetzen.
Ein niedergebrantes Waldstück im Amazonas-Gebiet in Brasilien.