US-Fluggesellschaften Lose Schrauben bei mehreren Boeing-Fliegern gefunden
Lose Schrauben an mehreren 737 Max 9 verschiedener US-Fluggesellschaften verschärfen die Krise beim Hersteller Boeing nach dem jüngsten Zwischenfall mit dem Pannenflugzeug. United Airlines und Alaska Airlines entdeckten das Problem bei mehreren Flugzeugen.
Bei Inspektionen von Flugzeugen des Typs Boeing 737 Max 9 haben die US-Fluggesellschaften United Airlines und Alaska Airlines lose Schrauben an dem Rumpf-Bauteil gefunden, das vor wenigen Tagen während des Flugs einer solchen Maschine herausgebrochen war.
Beide Fluggesellschaften machten keine Angaben dazu, bei wie vielen Flugzeugen das Problem festgestellt wurde. Eine United-Sprecherin sagte, die Airline habe insgesamt 79 Maschinen des Typs. Bei Inspektionen seien mutmaßliche Mängel im Zusammenhang mit dem Einbau von Abdeckplatten entdeckt worden, die einen nicht benötigten Notausgang verschließen, erklärte die Fluggesellschaft.
Offenbar mindestens fünf United-Maschinen betroffen
So habe es bei United Schrauben gegeben, die nachgezogen werden mussten. Beim Einbau der Abdeckplatte handelt es sich um eine Konfiguration, die Boeing anbietet, wenn die Anzahl der vorhandenen Notausgänge im Hinblick auf die Anzahl der Sitze im Flugzeug bereits ausreichend ist.
Nach Informationen der Website "The Air Current" wurden die losen Schrauben und andere Probleme mit dem Bauteil bei mindestens fünf United-Maschinen gefunden. Ein mit der Angelegenheit vertrauter Insider sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sogar von bereits 10 betroffenen United-Maschinen.
"Das ändert alles, weil es jetzt ein Flottenproblem ist. Es ist ein Problem der Qualitätskontrolle", sagte der US-Flugsicherheitsexperte John Cox. Die Ermittler hatten am Sonntag erklärt, es sei noch zu früh, um die Ursache zu bestimmen.
Bauteil verschließt Türöffnung
Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hatte am Wochenende angeordnet, Flugzeuge am Boden zu lassen und zu inspizieren. Bei einem Flug von Alaska Airlines am Freitag riss das Teil plötzlich kurz nach dem Start im Steigflug heraus. Die 171 Passagiere kamen weitgehend mit dem Schrecken davon.
Experten zufolge ist das auch glücklichen Umständen zu verdanken: Niemand saß unmittelbar an dem herausgebrochenen Teil und alle Passagiere waren in dieser Flugphase noch angeschnallt. In der Europäischen Union sind laut der hiesigen Behörde EASA keine Flugzeuge von den Stilllegungen und Inspektionen betroffen.
Neue Zweifel an Fertigung von Boeings 737 Max-Reihe
Der Vorfall weckt bei Branchenexperten neue Zweifel an der Fertigung der 737 Max. "Es war wirklich wichtig herauszufinden, ob nur dieses eine Flugzeug am Freitagabend betroffen war", sagte Anthony Brickhouse, Flugsicherheitsexperte an der Embry-Riddle Aeronautical University. "Die Tatsache, dass United jetzt mehrere Flugzeuge mit losen Schrauben gefunden hat, bedeutet, dass die Untersuchung ausgeweitet wird."
Der Aktienkurs von Boeing fiel am Montag um acht Prozent.
Kritik an Alaska Airlines wegen Entschluss, Boeing starten zu lassen
Derweil steht auch Alaska Airlines unter Erklärungsdruck. Experten werfen angesichts der Entscheidung der Fluggesellschaft, die Boeing 737-9 Max aufgrund von Warnungen eines Kabinendrucksystems nur noch über Land fliegen zu lassen, die Frage auf, ob das betroffene Flugzeug überhaupt einsatzfähig war.
Steven Wallace, ein Berater für Flugsicherheit und ehemaliger Leiter von Unfalluntersuchungen der US-Luftfahrtbehörde FAA, verlangte Auskunft darüber, warum die Verantwortlichen Angst vor dem Einsatz des Flugzeugs über dem Meer gehabt hätten. "Das muss von Alaska Airlines beantwortet werden", so Wallace.
Alan Diehl, ein ehemaliger Unfallermittler sowohl für die Verkehrssicherheitsbehörde NTSB als auch für die FAA, kritisierte, die Airline hätte das Flugzeug nicht einsetzen dürfen. Er sagte jedoch auch, dass die Entscheidung, das Flugzeug nicht mehr für Flüge nach Hawaii einzusetzen, möglicherweise eine Katastrophe verhindert habe.