Infektionsschutz in Firmen Von täglichen Tests bis zu 3G
Wenn es nach SPD, Grünen und FDP geht, soll bald am Arbeitsplatz die 3G-Regel gelten. Einige Firmen setzen sie schon um, andere warten ab. Wie schützen Unternehmen derzeit ihr Personal vor dem Coronavirus?
Viele Unternehmen befürworten die Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz, so beispielsweise das Wohnungsunternehmen Vonovia. "Solange geimpfte oder genesene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch nicht wieder ohne Risiko unter normalen Bedingungen arbeiten können, ist die Einführung der 3G-Regel eine sinnvolle Lösung", so Sprecher Marcel Kleifeld. Allerdings erschwerten die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen die Einführung dieser Regel. "Wir können daher noch keine 3G-Regel anwenden. Wir folgen der aktuell gültigen Coronaschutzverordnung, die bis Ende November gültig ist."
Man beobachte die Lage genau und werde die Maßnahmen ans Geschehen sowie an die Entscheidungen der Bundesregierung anpassen, sagt der Konzernsprecher. An zwei Tagen in der Woche bietet Vonovia in der Zentrale in Bochum kostenlose Coronatests für die Belegschaft an, an den anderen Standorten arbeite man mit Corona-Selbsttests und regionalen Testanbietern. Zwei Testangebote des Arbeitgebers pro Woche sind seit April vom Bund per Verordnung vorgeschrieben.
Auch Henkel bietet Mitarbeitern zweimal pro Woche einen kostenlosen Corona-Selbsttest an. Das Unternehmen wartet auf neue politische Entscheidungen. Die Sicherheitsmaßnahmen würden kontinuierlich angepasst - "immer auf Basis der aktuellen Sachlage und der behördlichen Vorgabe", heißt es aus dem Unternehmen.
In Bayern gilt bereits 3G-Regel
In Bayern gilt laut Bayerischer Infektionsschutzmaßnahmenverordnung bereits die 3G-Regel am Arbeitsplatz. Siemens mit Hauptsitz in München setzt diese entsprechend um. Kein Beschäftigter mit Personenkontakt darf einen Standort betreten, wenn er nicht einen gültigen Nachweis erbringen kann, dass er geimpft oder genesen ist oder negativ getestet wurde. Das werde an den Eingängen entsprechend überprüft. "Siemens hat in Deutschland an jedem Standort ein Krisenteam eingerichtet, das sich um die Umsetzung der lokal geltenden Regelungen kümmert. Insofern sind wir diesbezüglich vorbereitet", so Unternehmenssprecher Wolfram Trost. Zweimal pro Woche biete das Unternehmen Selbsttests an.
Volkswagen setzt immer noch auf Freiwilligkeit. "Das gilt sowohl für die umfangreiche Teststrategie als auch die Impfungen, die das Unternehmen in eigenen Impfzentren seit Mai 2021 anbietet. Zudem bereitet sich Volkswagen an den deutschen Standorten darauf vor, Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 für die Belegschaft anzubieten, sobald die STIKO ihre Empfehlung anpasst", so eine Unternehmenssprecherin.
Unternehmen setzen teilweise auf tägliche Tests
Bei der "Deutsche Wohnen" führen ungeimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Präsenzarbeit täglich einen Test nach Betreten der Büroräume durch, geimpfte Beschäftigte führen zweimal wöchentlich einen Test durch, sofern sie nicht im Homeoffice arbeiten. Die gesamte Belegschaft habe inzwischen ein Impfangebot bekommen. Es sei jedoch die freie Entscheidung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich impfen zu lassen. "Daher planen wir derzeit weder Impfprämien noch eine Impfpflicht für das Arbeiten im Büro und setzen auf das Prinzip Testen", so Sprecherin Laura Kruß.
Bei ThyssenKrupp gibt es seit Anfang April für die Belegschaft in Deutschland ein Angebot für kostenlose Corona-Selbsttests. Dieses Angebot werde man nun aufgrund der aktuellen Infektionslage deutlich ausweiten. Fünf Corona-Selbsttests pro Woche stehen zur Verfügung, um sicherzugehen, dass alle anwesenden Kolleginnen und Kollegen ein tagesaktuell negatives Testergebnis haben - unabhängig davon, ob die jeweilige Person bereits geimpft oder genesen ist. Dies geschehe auf Vertrauensbasis.
"Wir hoffen, mit diesem Schritt auch ein Zeichen für die Politik zu setzen: Die Zeit zu handeln, ist jetzt. Wir brauchen konsequente und einheitliche Regeln, um unsere Mitarbeitenden bestmöglich zu schützen und Arbeitsabläufe in unserem Unternehmen wieder zu normalisieren", so Personalvorstand Oliver Burkhard. Parallel laufen die Vorbereitungen, um im Dezember mit Auffrischungsimpfungen durch den Betriebsärztlichen Dienst starten zu können. Spezielle Anreize für die Belegschaft werde man aber nicht schaffen.
Bei BASF geht man von einer Impfquote von 80 Prozent aus. Aktuell gebe es am Standort Ludwigshafen keine werksweiten 3G-Regelungen. "Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau und bereiten uns darauf vor, unsere Maßnahmen gegebenenfalls anzupassen", so Sprecherin Verena Lilge. Das Unternehmen stelle der Belegschaft zwei Selbsttests pro Woche zur Verfügung.
Die 3G-Regel dient als Teil des Infektionsschutzes in der Corona-Pandemie der Definition von Personengruppen, bei denen von einem geringen epidemiologischen Risiko ausgegangen wird. Die drei "G" stehen dabei für:
- Geimpfte Personen
- Genesene Personen
- Getestete Personen (also Personen mit einem aktuellen, negativen SARS-CoV-2-Test)
An den Nachweis, zu einer dieser drei Personengruppen zu gehören, können unter anderem Zutrittsberechtigungen zu Einrichtungen oder Einreisegenehmigungen in bestimmte Länder geknüpft sein. Die jeweils zuständigen Behörden definieren, ob und in welchen Fällen die 3G-Regel angewandt wird und wie lange der Nachweis der Zugehörigkeit zu der jeweiligen Personengruppe gültig ist - also zum Beispiel, wie alt ein negatives Testergebnis sein darf oder wie lange die überstandene Infektion her sein darf, um nach einer Genesung von der 3G-Regel zu profitieren.