Vorwurf der sexuellen Ausbeutung Ex-Chef von Abercrombie & Fitch angeklagt
Der frühere Chef des US-Modekonzerns Abercrombie & Fitch, Jeffries, ist wegen Sexhandels angeklagt worden. Er soll mit seinem Partner einen Prostitutionsring organisiert haben, bei dem Models in mehreren Ländern ausgebeutet wurden.
Der ehemalige Chef des US-Modekonzerns Abercrombie & Fitch (A&F), Mike Jeffries, ist in New York wegen des Vorwurfs schwerer Sexualverbrechen an angehenden Models angeklagt worden. Als Chef "eines der bekanntesten Bekleidungshändler der Welt nutzte er seine Macht, seinen Reichtum und seinen Einfluss, um Männer für sein eigenes sexuelles Vergnügen und das seines Lebensgefährten" zu benutzen, sagte der Bezirksstaatsanwalt Breon Peace im New Yorker Stadtteil Brooklyn.
Dabei habe er sich die Strahlkraft der Abercrombie-Marke zunutze gemacht, die die jungen Männer als "Ticket zum Erfolg in der Modelbranche" sahen, hieß es weiter. Der Missbrauch sei an mindestens 15 Personen begangen worden und habe von 2008 bis 2015 angedauert, wie Peace mitteilte. Die Staatsanwaltschaft strebt einen Prozess gegen Jeffries, seinen damaligen Partner Matthew Smith und ihren Mittelsmann James Jacobson an.
Mutmaßliche Taten in New York, London, Frankreich oder Marokko
Sie werden beschuldigt, ein System organisiert zu haben, bei dem die Models zu Sexpartys rund um die Welt geschickt wurden. Vor gut einem Jahr hatten mehrere Männer Jeffries und seinem Partner vorgeworfen, sie auf Veranstaltungen sexuell ausgebeutet zu haben. Medienberichten zufolge soll das Paar den Mittelsmann genutzt haben, um weltweit junge Männer für sich zu finden.
Jeffries' Partner habe dann veranlasst, dass diese zu Veranstaltungen mit dem Firmenboss geflogen wurden, zum Beispiel nach New York City oder zu Hotels auf der ganzen Welt - darunter England, Frankreich, Italien und Marokko. "Sie ließen die Männer glauben, dass die Teilnahme an diesen Sexveranstaltungen ihnen Modelmöglichkeiten bei Abercrombie verschaffen oder ihrer Karriere anderweitig nützen könnte", so Peace.
Die mutmaßlichen Opfer hätten laut Anklage vor den Veranstaltungen entsprechende Geheimhaltungs-Vereinbarungen unterzeichnet. Auch persönliche Gegenstände wie Smartphones mussten übergeben werden. "Um die Geheimhaltung dieser Veranstaltungen zu wahren, ließen die Angeklagten die Männer glauben, dass es ihren Karrieren schaden könnte, wenn sie den Aufforderungen zu bestimmten sexuellen Handlungen während der Veranstaltungen nicht nachkämen", so der Staatsanwalt weiter.
Millionen sollen geflossen sein
Die mutmaßlichen Opfer seien zudem unter Druck gesetzt worden - auch Alkohol, Viagra und Mittel zur Entspannung von Muskeln seien verabreicht worden. Bei mehr als einer Gelegenheit sei es zu "invasiven sexuellen und gewalttätigen Kontakten mit Körperteilen und anderen Gegenständen" ohne Einwilligung gekommen. "Wir haben umfangreiche Beweise. Wir haben Reiseunterlagen, wir haben Finanzunterlagen, wir haben Aussagen von Opfern und anderen Zeugen. Wir glauben also, dass wir viele Beweise haben, die die Anklage in diesem Fall untermauern", sagte Peace.
Laut Staatsanwalt gaben Jeffries und sein Lebensgefährte Millionen Dollar für den Prostitutionsring aus: "Dazu gehörten Hunderttausende von Dollar in bar für kommerziellen Sex, hohe Geldbeträge für das Personal, das die Sexveranstaltungen durchführte, Geld für Inlandsreisen, Auslandsreisen, Hotelzimmer, Dienstleistungen eines Sicherheitsunternehmens" sowie andere Kosten.
Die Angeklagten halten sich Medienberichten zufolge zumindest teilweise in Florida auf, sollten aber im Laufe der nächsten Tage nach New York gebracht und dort vor Gericht gestellt werden.
Jeffries soll den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge auf Kaution auf freiem Fuß bleiben. Sein Anwalt teilte mit, er werde nach der Bekanntgabe der Vorwürfe und wenn es angebracht sei, detailliert auf die Anschuldigungen antworten. Dies werde allerdings im Gerichtssaal geschehen und nicht in den Medien.
Plumpe Sexualisierung der Marke und fragwürdige Exklusivität
Jeffries wurde 1992 Chef von A&F und verließ das Unternehmen schließlich 2014, als es zum Niedergang der Marke kam. Der heute 80-Jährige hatte schon in der Vergangenheit mit Aussagen, wonach er nur "coole, gut aussehende Leute" als Kunden seiner Marke wolle, für ein kontroverses Image gesorgt. "Ganz ehrlich, wir wollen die coolen Kids. Viele Menschen haben in unserer Kleidung nichts zu suchen", lautet ein bekanntes Zitat von ihm.
So endete früher die Größentabelle der Damen-Kollektion von A&F bei L, Hosen gab es nur bis zur US-Größe 10. Am Eingang der schummrig beleuchteten, stark parfümierten Läden standen halb nackte Männermodels. Die Papiertüten, die die Kunden nach den Kauf der höherpreisigen Kleidung durch die Innenstadt schleppten, zeigten die Großaufnahme eines muskulösen männlichen Oberkörpers oder die schlanke Taille einer jungen Frau.
In vielen Städten Deutschlands musste der Konzern im Zuge der Krise seine Geschäfte schließen. In den vergangenen Jahren gewann die Marke dank eines neuen Images aber wieder an Popularität. Seit 2017 leitet Fran Horowitz A&F - und sie gab dem Bekleidungsunternehmen ein komplett anderes Gesicht. Die Filialen wurden umgestaltet, das Größensortiment erweitert und die Preise zugänglicher gemacht.