Portfolio abgewertet Milliardenverlust beim Immobilienkonzern Adler
Die angeschlagene Adler Group hat den Wert ihrer Immobilien in der Bilanz um rund eine Milliarde Euro nach unten korrigiert. Die Folge ist ein hoher Verlust. Auch muss der Konzern weitere Wohnungen verkaufen.
Der Krise des Immobilienkonzerns Adler Group setzt sich fort. In der Bilanz des ersten Halbjahrs musste das Unternehmen den Wert seines Immobilien-Portfolios um rund eine Milliarde Euro herunterschreiben. Deshalb rutscht Adler tiefer in die roten Zahlen. Die vorgenommenen Abwertungen führten zu einer Bewertung des gesamten Portfolios von 6,4 Milliarden Euro, teilte Adler mit. Zum Jahresende 2022 hatte der Wert noch 7,4 Milliarden Euro betragen.
Weniger Erträge aus Mieten
Von Januar bis Juni fiel damit unter dem Strich ein Minus von rund einer Milliarde Euro an. Vor Jahresfrist belief sich der Verlust noch auf rund 604 Millionen Euro. Die Nettomieterträge sanken in den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich von 131 Millionen auf 108 Millionen Euro.
Die für die Branche wichtige operative Ergebniskennziffer FFO I ("Funds from Operations") aus der Vermietung fiel von 50 Millionen auf 8 Millionen Euro. Der Rückgang spiegele das deutlich reduzierte Mietportfolio nach den Portfolioverkäufen im vergangenen Jahr und gestiegene Finanzierungskosten wider, hieß es.
Den Ausblick für 2023 bestätigte der Vorstand und erwartet weiter Nettomieterträge in der Größenordnung von 207 Millionen bis 219 Millionen Euro. Zum Ende des Halbjahres verfügte die Adler Group nach eigenen Angaben noch über liquide Mittel in einer Höhe von 231 Millionen Euro.
Konzern will die Schulden abbauen
Die Adler Group verfügt nach eigenen Angaben noch über knapp 26.000 Wohnungen und will sich im Rahmen ihres Umbaus künftig vor allem auf Immobilien in Berlin konzentrieren. Dazu muss Adler weitere Wohnungen verkaufen. Das fällt momentan aber schwer. Die Transaktionsmärkte seien "nach wie vor ausgetrocknet", erklärte Konzernchef Thierry Beaudemoulin. Deswegen konzentriere sich Adler auf das Liquiditätsmanagement, "das für uns nach wie vor oberste Priorität hat".
Der Fokus des Konzerns liege weiter auf dem Abbau von Schulden durch den Verkauf von Vermögenswerten und Portfolios. Aktuell erhalte die Adler Group von ihrer Tochter BCP eine vorzeitige Rückzahlung eines konzerninternen Darlehens in Höhe eines Teilbetrages von 75 Millionen Euro, teilte das Unternehmen mit.
Testat verweigert
Die gesamte Immobilienbranche steckt derzeit in einer Krise. Die Kreditzinsen steigen ebenso wie die Baukosten, was Neuinvestitionen erheblich verteuert. Zudem sinken vielerorts die Immobilienpreise, die Nachfrage schwächt sich ab. Zuletzt sind wiederholt Projektentwickler in die Pleite gerutscht.
Die Adler Group ist seit Jahren angeschlagen. Zuletzt schrieb das Unternehmen einen Jahresverlust von rund 1,7 Milliarden Euro. Wirtschaftsprüfer der KPMG hatten unter anderem für den Jahresabschluss 2021 das Testat verweigert. Im Juni durchsuchten Ermittler Büros der Tochter Adler Real Estate wegen des Verdachts der Falschbilanzierung, der Marktmanipulation und der Untreue. Ein Sprecher der Konzernmutter Adler Group hatte damals erklärt, das Unternehmen kooperiere vollumfänglich mit den Behörden.