Neues Gesetz für Kurzzeitvermietung New York will Airbnb loswerden
Airbnb hat nach einer Gesetzesänderung fast alle Angebote für New York City von seiner Plattform gelöscht. Die Stadt will gegen den Wohnungsnotstand und die hohen Mieten vorgehen, doch viele sehen das skeptisch.
New York ist für viele Deutsche das Ziel Nummer eins in den USA, so auch für Petra Behr und ihre Tochter Anne-Kristin aus dem niedersächsischen Stade. Ihr Zimmer mit Gemeinschaftsbad in Brooklyn haben die beiden über das Buchungsportal Airbnb gefunden, erzählt Mutter Petra dem Team vom ARD-Studio New York: "Unter 300 Dollar pro Nacht habe ich nichts gefunden was so halbwegs zentral lag. Dann habe ich nach Airbnb geschaut, weil wir das sonst auch immer mal machen." Aus Kostengründen habe sie sich dann für Airbnb entschieden.
Ihre Buchung ist eine typische Kurzzeitmiete. Und genau solche untersagt das neue New Yorker Gesetz, weshalb viele Anbieter verärgert sind. Nun gilt: Wer künftig für weniger als 30 Tage am Stück vermieten möchte, muss offiziell bei der Stadt registriert sein; muss selbst in dem Objekt wohnen, während der Vermietung anwesend sein, seinen Kurzzeitmietern die gesamte Wohnung zugänglich machen und darf auch nur zwei Gäste gleichzeitig beherbergen.
Maßnahme soll Wohnungsmarkt entlasten
Die Stadt New York argumentiert, dass dadurch wieder mehr Wohnungen auf den angespannten Mietmarkt zurückkommen werden. "Quatsch", meint Julian Ehrhardt, der selbst Airbnb-Host ist, und hörbar sauer ist: "Das ist ein großer Scheiß! Das ist eine schallende Ohrfeige von NY für alle Touristen. Besonders auch für Familien. NY ist eine wirklich teure Stadt. Kurzzeitvermietungen waren die einzige erschwingliche Möglichkeit für sie. Und das geht jetzt nicht mehr."
Mieten in New York sind so hoch wie die Hochhäuser der Stadt: schwindelerregend! In Julians Viertel in Brooklyn etwa kostet eine ultrakleine Ein-Zimmer-Wohnung schnell 2.500 Dollar pro Monat - kalt, versteht sich. Solche Preise kennt auch Heather, die ein paar Straßen weiter wohnt. Bislang hat sie ihr kleines Studioappartement gerne vermietet, wenn sie geschäftlich unterwegs war.
Ursprungsidee wurde pervertiert
So konnte sie ihre eigenen Ausgaben refinanzieren, zudem gab auch ganz praktische Gründe: "Ich bin beruflich viel unterwegs und bin dann zwei bis vier Wochen am Stück weg. Es ist eine gute Möglichkeit, die Miete zu bezahlen und jemanden hier zu haben, denn im Sommer ist es zum Beispiel super, super heiß und natürlich können deine Klamotten und andere Dinge darunter leiden, wenn du die Klimaanlage nicht laufen lässt."
Viele New Yorker sind gegen die neuen Gesetze.
Solche Vermietungen entsprechen der Ursprungsidee von Airbnb: Privatleute vermieten für ein paar Tage an Privatleute. Wie in vielen anderen Städten weltweit gibt es aber auch in New York inzwischen richtige Profi-Anbieter, die mehrere Objekte mit vielen kleinen Einheiten betreiben, sogenannte "Airbnb-Farmen". Zum Jahresbeginn gab es allein für New York fast 39.000 Angebote bei Airbnb, das rund 1,5 Prozent seiner weltweiten Umsätze hier macht.
Giga-Hosts sind Hauptproblem
Für viele Einheimische sind genau diese Giga-Hosts das Problem. So auch für Natalie, die selbst vermietet und die Stadt versteht: "Die Mehrheit aller Airbnb-Anbieter in New York City sind Menschen, die richtig viele Wohnungen professionell anmieten und via Airbnb kommerziell vermieten. Damit entziehen sie uns New Yorkern wertvollen Wohnraum. Es ist eine Schande, dass diese Mehrheit die Idee zu ungunsten der Minderheit, die Airbnb so nutzt, wie es gedacht war, aufs Spiel setzt. Die Stadt versucht, ein echtes Problem zu lösen. Und ich kann gut verstehen, worauf ihr Gesetz abzielt."
Wer bereits einen Trip nach New York gebucht hat und bis zum 1. Dezember anreist, für den ändert sich nichts. Gebuchte Reisen mit späterer Ankunft werden hingegen von Airbnb storniert und bezahltes Geld zurückerstattet. Wer aktuell bei Airbnb für New York sucht, findet so gut wie keine Angebote mehr.
Hotels hoffen auf Aufschwung
Das dürfte die Hotels in der Stadt freuen. Jahrelang haben sie gegen die Ausbreitung von Airbnb gekämpft. Vijay Dandapani von der Hotel Association New York betont, seine Mitglieder zahlten höhere Steuern und müssten schärfere Hygiene- und Sicherheitsauflagen erfüllen. Zwar habe es immer schon Auflagen auch für die Plattformen gegeben, diese hätten sich nur nie daran gehalten: "Wir von der Hotelvereinigung begrüßen diese Regeln, weil es ein Gesetz gibt, das schon seit 2010 in Kraft ist, und diese Regeln helfen, dieses Gesetz nun endlich auch durchzusetzen."
Für Petra Behr und ihre Tochter geht es nach einigen Tagen im hochsommerlichen New York zurück nach Norddeutschland: "Nach ihrem Abitur hatten wir gesagt, würden wir gerne nach New York fahren, und dass das jetzt geklappt hat, ist natürlich super."