Wegen Opioid-Krise US-Apothekenkette stellt Insolvenzantrag
Die US-Apothekenkette Rite-Aid hat einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Chapter 11 gestellt. Das Unternehmen sah sich mit zahlreichen Klagen wegen des Missbrauchs von Schmerzmitteln konfrontiert.
Unter dem Druck Hunderter Klagen hat die große US-Apothekenkette Rite-Aid ein Verfahren nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts mit Gläubigerschutz beantragt. Der Vorwurf der Kläger: Rite-Aid habe Kunden in zahlreichen Fällen illegale Rezepte für Schmerzmittel-Medikamente einlösen lassen.
Im März war auch das US-Justizministerium gegen Rite-Aid vor Gericht gezogen. Rite-Aid solle bei verdächtigen Rezepten für Schmerzmittel mit Opioiden klare Warnzeichen ignoriert haben. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.
Chapter 11 als juristisches Manöver?
Mit dem Antrag auf Gläubigerschutz versucht Rite-Aid nun, sich der Forderungen aus den zahlreichen Klagen zu entledigen. Denn stellt ein Unternehmen einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Artikel 11 des US-Konkursrechts, so darf es seine Geschäfte unter der Aufsicht eines Konkursrichters zunächst weiter betreiben und Pläne für die Schuldenrückzahlung ausarbeiten. In dieser Zeit können die Gläubiger nicht auf die Vermögenswerte zugreifen.
Hinzu kommt im Fall von Rite-Aid: Für den weiteren Betrieb während des Insolvenzverfahrens bekommt die Firma sogar eine Finanzierung von 3,45 Milliarden Dollar. Die Probleme von Rite-Aid sind allerdings nicht nur in der Opioid-Krise zu suchen. Die Apothekenkette ist zugleich hoch verschuldet.
Andere Ketten zahlten hohe Entschädigung
Rite-Aid ist indes nicht die erste Apothekenkette in den USA, die wegen der Bereitstellung von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln (Opioiden) zuhauf verklagt wurde. Doch die Ketten CVS, Walgreens, Boots und Walmart hatten das Problem anders gelöst - mit einem Vergleich: Sie zahlten zusammen insgesamt 13,8 Milliarden Dollar Entschädigung. Damit legten sie Tausende Klagen bei, die US-Bundesstaaten und Kommunen eingereicht hatten.
Den finanzstarken Ketten wurde zur Last gelegt, die Opioid-Epidemie mit verschärft zu haben. In den USA waren seit 1999 fast 650.000 Todesfälle durch Überdosierung der süchtig machenden Schmerzmittel zu beklagen. Seit 2021 gingen nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC mehr als 75 Prozent aller Todesfälle auf überdosierte Opioide zurück. Das umfasst sowohl Schmerzmittel als auch illegale Drogen wie Heroin.
Viele Experten führen die Opioid-Krise auf die übermäßige Verschreibung opioidhaltiger Schmerzmitteln zurück. Diese waren bis Mitte der 1990er-Jahre noch der Behandlung von Schwerstkranken vorbehalten. Den Herstellern sowie Großhändlern und US-Apotheken wird vorgeworfen, die Mittel aggressiv beworben und auf Warnzeichen der Suchtkrise nicht reagiert zu haben.