Fachkräftemangel Handwerk bildet weniger aus
Die Zahl neuer Azubis wächst nach dem Corona-Einbruch nur sehr langsam. Im Handwerk haben 2022 weniger junge Menschen eine Ausbildung begonnen. Der Fachkräftemangel droht sich weiter zu verschärfen.
Mehr neue Azubis in der Industrie, aber weniger im Handwerk - so lautet die Bilanz des Ausbildungsjahrs 2022. Insgesamt haben im vergangenen Jahr etwas mehr junge Menschen eine Ausbildung begonnen als 2021, wie das Statistische Bundesamt bekannt gab.
Damit ist der starke Einbruch, der durch die Corona-Krise verursacht wurde, allerdings bei Weitem noch nicht ausgeglichen. Laut Statistikamt stieg die Zahl neuer Ausbildungsverträge sehr langsam um 2700 auf 468.900 - ein Plus von 0,6 Prozent.
Weniger Menschen in der Ausbildung
Im Jahr 2019 hatten noch 510.900 junge Menschen eine Ausbildung begonnen. Zum Jahresende 2022 befanden sich damit 1,22 Millionen Personen in den mehrjährigen Berufsausbildungen, drei Prozent weniger als im Jahr 2021.
Ein Blick auf die verschiedenen Branchen zeigt, dass vor allem in Industrie und Handel fast drei Prozent mehr Ausbildungsverträge (insgesamt 269.800) abgeschlossen wurden. Dagegen ging die Zahl der neuen Verträge im Handwerk um 2,3 Prozent auf 127.400 neu begonnene Ausbildungen zurück. Auch in der Landwirtschaft (minus fünf Prozent auf 13.000 Verträge) wurden weniger Ausbildungen begonnen.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) erwartet einen Fachkräftemangel, der die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft bedrohe. "Nur mit genügend qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern kann Klimaschutz, die Energie- und Mobilitätswende, der Infrastrukturausbau gelingen und umgesetzt und die tägliche Versorgung sichergestellt werden", hieß es kürzlich vom Verband.
Männliche Azubis weiter in der Mehrheit
Weiterhin sind es vor allem junge Männer, die eine Ausbildung im Handwerk starten. 2022 lag der Anteil bei 81 Prozent. Allerdings verschiebt sich die Verteilung langsam, denn während insgesamt drei Prozent weniger Männer eine handwerkliche Ausbildung begonnen haben, unterschrieben zwei Prozent mehr Frauen einen Ausbildungsvertrag in einem Handwerksbetrieb.
Auch über alle Branchen hinweg steigt der Frauenanteil in der dualen Ausbildung leicht: Der Anstieg der neuen Ausbildungsverträge war bei Frauen mit 1,1 Prozent höher als bei Männern mit einem Plus von 0,3 Prozent.
Demographie-Folgen für die Duale Ausbildung
Die duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule hat seit Jahren tendenziell mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Dafür sorgt einerseits die demographische Entwicklung, durch die die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber auf Ausbildungsplätze stetig zurückgeht.
Aber auch die akademischen Bildungsangebote wie ein duales Studium oder eine Ausbildung an Fachhochschulen und Universitäten erscheinen vielen jungen Menschen attraktiver. Der Anteil der Betriebe in Deutschland, die ausbilden, geht zudem nach Erhebungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zurück.