Ausbau der E-Mobilität Wissing nimmt Autobauer in die Pflicht
Vor dem Autogipfel fordert Verkehrsminister Wissing die Industrie auf, ihren Beitrag zum Ausbau der E-Mobilität zu leisten. Thema des Treffens soll sein, wie 15 Millionen Elektro-Pkw bis 2030 zu erreichen sind.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht die Industrie beim Ausbau der Elektromobilität in der Pflicht. "Dazu brauchen wir eine engagierte Automobilindustrie, die mit uns an einem Strang zieht und neben der Auslieferung von E-Fahrzeugen auch einen Beitrag zum vorausschauenden Ausbau der Ladeinfrastruktur leistet", sagte Wissing dem "Handelsblatt". Politik und Wirtschaft müssten gemeinsam dafür sorgen, die E-Mobilität attraktiv und alltäglich für die Menschen zu machen.
Wissing verwies darauf, dass die Politik intensiv an mehr Fortschritt bei der E-Mobilität arbeite und den Ausbau der Ladeinfrastruktur vorantreibe. "Aktuell sind in Deutschland rund 100.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Betrieb. Das sind doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren", sagte Wissing. Auch sei die insgesamt abrufbare Ladeleistung von zwei auf 4,3 Gigawatt gestiegen.
"Bereits im September haben wir den Aufbau des Deutschlandnetzes mit rund 9000 neuen Ultra-Schnellladepunkten gestartet. Noch im Dezember eröffnet der erste neue Standort", sagte der Minister.
Beratungen mit Autobranche im Kanzleramt
Beim "Autogipfel" im Bundeskanzleramt will Kanzler Olaf Scholz (SPD) heute mit der Autobranche über den Ausbau der Elektromobilität beraten. Zu dem Spitzentreffen werden Vertreter von Herstellern und Zulieferern, Gewerkschaften und Betriebsräten sowie auch von Energiebranche, Wissenschaft und Umweltverbänden erwartet. Themen des Austauschs soll sein, wie das Ziel von 15 Millionen Elektro-Pkw bis 2030 zu erreichen und ein weiterer Markthochlauf batteriegetriebener Modelle zu unterstützen ist.
Anders als bei vorherigen "Mobilitätsgipfeln" geht es explizit um die Autoindustrie und vor allem um die E-Mobilität, etwa die Produktion von preiswerteren E-Autos und den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Deshalb nehmen auch Unternehmensvertreter aus weiteren Branchen wie Batteriezellenproduzenten und Chip-Hersteller teil.
Bündnis für Mobilitätswende fordert neue und andere Förderung
Das "Bündnis sozialverträgliche Mobilitätswende" forderte vor dem Gipfel eine neue und veränderte Förderung für E-Autos. Die Kappung der Kaufprämien für Elektrofahrzeuge habe zu einem Einbruch der Zulassungszahlen geführt, hieß es in einem am Sonntag veröffentlichten Positionspapier des Zusammenschlusses, dem Gewerkschaften, Sozial- und Umweltverbände sowie die Evangelischen Kirche in Deutschland angehören.
Die Bundesregierung sollte hier nachsteuern, die Instrumente zur Förderung zugleich aber an sozialen und ökologischen Kriterien ausrichten, heißt es weiter. Das Papier schlägt konkret eine CO2-orientierte Anpassung der Dienstwagenbesteuerung und der Kfz-Steuer vor.
Die im Bündnis beteiligten Organisationen beklagen, dass insbesondere der Absatz elektrisch betriebener Fahrzeuge deutscher Hersteller stocke. Durch die oftmals hohen Preise seien sie für einen Großteil der Menschen nicht finanzierbar. Derzeit sind in Deutschland gut eine Million reine Elektro-Autos zugelassen - bei insgesamt mehr als 48 Millionen Pkw.