Beteiligung an Chinas Markt Rekordinvestition europäischer Autobauer
Die deutsche Automobilindustrie hat lange von Chinas boomendem Automobilmarkt profitiert. Nun investieren europäische Autobauer Rekordsummen, um im Wettbewerb mit chinesischen Konzernen aufzuholen.
Die europäischen Investitionen in den chinesischen Automobilsektor haben einen neuen Rekord erreicht. Wie die "Financial Times" berichtet, beliefen sich die europäischen Direktinvestitionen in den chinesischen Automobilsektor im Jahr 2022 auf 6,2 Milliarden Euro. Zum Vergleich: In alle anderen Branchen zusammen wurden 1,5 Milliarden Euro investiert. Das geht aus Daten der US-Forschungsgruppe Rhodium hervor.
Im Jahr 2018 betrugen die Gesamtinvestitionen in der Automobilindustrie 1,7 Milliarden Euro, verglichen mit 5,5 Milliarden Euro in anderen Sektoren. Der Anstieg im vergangenen Jahr spiegelt zum Teil auch die Aufstockung der Beteiligung von BMW an seinem chinesischen Joint Venture wider.
Der Kampf um die Marktanteile
Trotz der angespannten Beziehungen zwischen westlichen Staaten und China zeigt der Aufschwung im Automobilsektor, dass europäische Investoren dort offenbar weiterhin stark vertreten sind. Im ersten Quartal von 2023 beliefen sich die Kapitalmarktgeschäfte im chinesischen Automobilsektor einschließlich ausländischer Unternehmen wie US-amerikanischer Firmen auf insgesamt 9,6 Milliarden US-Dollar, wie aus Daten von Dealogic hervorgeht. Diese Geschäfte umfassen Fusionen und Übernahmen, Eigenkapitalbeteiligungen sowie ausstehende Deals.
Analysten warnen laut "Financial Times" davor, dass diese Ausgaben keine Garantie dafür seien, dass traditionelle Automobilhersteller wie Volkswagen, Ford, General Motors und Toyota verlorene Marktanteile zurückgewinnen könnten. Chinesische Unternehmen hätten durch staatliche Subventionen und vertikal integrierte Lieferketten einen Vorteil gegenüber ausländischen Konkurrenten.
Abbruch der Beziehungen "undenkbar"?
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hatte im März eine härtere Gangart gegenüber China als Teil einer "De-Risking"-Strategie angekündigt und strengere Beschränkungen für den Handel mit sensiblen Technologien in Aussicht gestellt.
Ungeachtet dessen sagte Mercedes-Chef Ola Källenius unlängst der "Bild am Sonntag", dass dass ein Abbruch der Beziehungen zu China "für fast alle Industriezweige in Deutschland undenkbar wäre", zitiert die "Financial Times".
Weniger Autoverkäufe ausländischer Marken
Vor fünf Jahren wurden noch fast zwei Drittel aller Autoverkäufe in China von deutschen, japanischen und US-amerikanischen Marken dominiert. Doch mittlerweile ist ihr Anteil auf etwa die Hälfte gesunken, wie die "Financial Times" berichtet. Laut Daten von Automobility stammen acht der zehn meistverkauften Elektromodelle in China in diesem Jahr von chinesischen Marken. Darunter ist auch der Marktführer BYD, der im ersten Quartal dieses Jahres ein Umsatzwachstum von fast 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erzielte.
Die Rhodium-Daten erfassen nicht die ausländischen Direktinvestitionen der USA, die im Oktober angekündigte Investition von Volkswagen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro in die chinesische Software-Firma Horizon Robotics und den im April angekündigten Plan des deutschen Automobilherstellers, eine Milliarde Euro für ein Innovationszentrum in China auszugeben.