Vereinbarung mit Vodafone Bahn will weitere Funklöcher schließen
Für viele Bahnreisende sind abgebrochene Handygespräche und fehlendes Internet ein Ärgernis. Das soll sich ändern: Zusammen mit Vodafone will die Deutsche Bahn mehr Funklöcher stopfen - allerdings erst bis 2025.
Wer viel mit der Bahn unterwegs ist, kennt das Problem: Auf freier Strecke bricht plötzlich das Telefongespräch ab. Und eine dringende Mail kann nicht verschickt werden, weil keine Internet-Verbindung besteht. Der Satz "Ich bin im Zug" sei schon zum Synonym für Netzabbruch geworden, meinte einst der ehemalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Neun von zehn Bahnreisenden in Deutschland nutzen unterwegs das Internet oder telefonieren im Zug.
Um ihre Kunden nicht zu verlieren, arbeitet die Bahn seit Jahren daran, die Funklöcher zu schießen. Nun kommt der ehemalige Monopolist allmählich in Fahrt. Im Rahmen eines Masterplans hat der Bahn-Konzern im vergangenen Sommer mit der Deutschen Telekom eine erste Vereinbarung mit einem Netzbetreiber geschlossen. Die Telekom soll das gesamte Streckennetz der Bahn mit einem lückenlosen Mobilfunknetz versorgen - allerdings erst bis Ende 2026.
Vodafone bietet 5G-Netz auf Hauptverkehrsstrecken
Jetzt hat die Bahn eine weitere Übereinkunft getroffen - mit Vodafone. Die beiden Unternehmen haben heute in Berlin angekündigt, deutschlandweit gemeinsam die noch vorhandenen Lücken im Vodafone-Mobilfunknetz an den Schienenstrecken zu schließen. Demnach wird Vodafone die 7800 Kilometer der Hauptverkehrsstrecken bis Mitte 2025 durchgängig mit Bandbreiten von 225 Megabit pro Sekunde im 4G-Netz (LTE) versorgen. Hier fahren die ICE- und IC-Züge. Entlang dieser Strecken will der Netzbetreiber auch als erster Mobilfunkanbieter den neuen 5-G-Standard großflächig freischalten. Zusätzlich plant Vodafone ein lückenloses 4G-Netz mit Bandbreiten von mindestens 125 Megabit pro Sekunde auf weiteren 13.800 Kilometern Strecken bis Sommer 2025.
Dazu will das Düsseldorfer Unternehmen 160 zusätzliche Mobilfunkstationen entlang der Bahnstrecken bauen und rund 1000 bestehende Stationen technisch aufrüsten. Die Deutsche Bahn ihrerseits verspricht, noch umfangreicher als bisher Flächen und Glasfaserinfrastruktur entlang der Schienen zur Verfügung zu stellen. Bei Zug-Umbauten sollen mobilfunkdurchlässige Fensterscheiben verwendet werden, damit die Funksignale besser in den Innenraum der Züge gelangen können.
Bald keine Gesprächsabbrüche mehr?
Laut Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone Deutschland, "ärgern sich die Bahn-Kunden noch immer viel zu häufig über nervige Funklöcher". Gemeinsam mit der Bahn schaffe Vodafone jetzt endgültig Abhilfe und behebe eines der größten Ärgernisse für Millionen Pendler und Reisende. Gesprächsabbrüche sollen bald der Vergangenheit angehören, verspricht Vodafone.
Bahn-Reisende sollen also bald zumindest auf den wichtigsten Strecken die Wahl haben zwischen zwei schnellen Verbindungen von Vodafone und Telekom. Auf den Hauptverkehrsstrecken bietet die Telekom bis Ende 2024 eine Datenrate von mindestens 200 Megabit pro Sekunde an. Auf den stärker genutzten Strecken, auf denen pro Tag mehr als 2000 Fahrgäste unterwegs sind, soll bis Ende 2025 ebenfalls eine Datenrate von mindestens 200 Megabit pro Sekunde verfügbar sein. Alle sonstigen Strecken sollen bis Ende 2026 mit einer Datenrate von mindestens 100 Megabit pro Sekunde versorgt werden.
Auch Kunden von Konkurrenten profitieren
Nutznießer der bisherigen Vereinbarungen der Bahn sind vor allem die Reisenden, die einen Mobilfunkvertrag bei der Deutschen Telekom oder bei Vodafone abgeschlossen haben. Indirekt profitieren auch die Fahrgäste, die in den Netzen der Konkurrenz unterwegs sind oder gar keinen eigenen Mobilfunkvertrag nutzen. Sie können das WLAN an Bord der Züge verwenden, das über parallel geschaltete Mobilfunkverbindungen von Telekom, Vodafone und Telefónica läuft.
Mit dem dritten Netzbetreiber, Telefonica (O2), wird noch über eine Vereinbarung zum Netzausbau verhandelt. Warum es hier noch hakt, wollten die Bahn-Verantwortlichen heute nicht sagen.
Die Ausbaupläne von Telekom, Vodafone und Co. stehen im Zusammenhang mit Versorgungsauflagen der Bundesnetzagentur: Die Behörde hatte 2019 festgelegt, dass die Provider bis zum Jahr 2022 nur besonders stark frequentierte Hauptverkehrsstrecken mit einem schnellen mobilen Internet (mindestens 100 Mbit/s) versorgen müssen. Für die "fahrgaststarken Strecken" sehen die Vorgaben vor, dass 50 Mbit/s bis Ende 2024 erreicht werden sollen. Für die Nebenstrecken gab es keine spezielle Vorgabe der Regulierungsbehörde.