Tarifstreit bei der Bahn Lokführergewerkschaft GDL ruft zu neuem Streik auf
Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn hat die Lokführergewerkschaft GDL zu einem neuen Streik aufgerufen. Der Personenverkehr soll vom 24. bis zum 29. Januar lahmgelegt werden. Die Bahn nannte die erneute Streikankündigung "unverantwortlich".
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ruft ihre Mitglieder erneut zum Arbeitskampf auf. Mitarbeitende der DB Cargo sollen ihre Arbeit am 23. Januar ab 18:00 Uhr niederlegen. Danach folgen am Mittwoch, dem 24. Januar, um 2:00 Uhr sämtliche Unternehmen der Deutschen Bahn und die City-Bahn Chemnitz. Der Streik soll planmäßig am Montag, dem 29. Januar, um 18:00 Uhr enden.
"Mit dem dritten und angeblich verbesserten Angebot hat die Deutsche Bahn AG erneut gezeigt, dass sie ihren bisherige Verweigerungs- und Konfrontationskurs unverdrossen weiter verfolgt - von Einigungswillen keine Spur", erklärte die GDL. Für den Vormittag kündigte die Gewerkschaft eine Pressekonferenz an, um ihre Entscheidung zu erläutern.
Bahn kritisiert GDL scharf
Die Tarifverhandlungen mit der Bahn liegen derzeit auf Eis. Die Gespräche waren insbesondere an der Forderung einer Senkung der Wochenarbeitszeit von derzeit 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich gescheitert. Am Freitag kam der Konzern der GDL in dieser Frage entgegen und legte ein neues Angebot vor, das die Wahlmöglichkeit beinhaltet, die Arbeitszeit ab 2026 bei vollem Lohnausgleich auf 37 Wochenstunden zu reduzieren. Wer sich gegen die Absenkung auf 37 Stunden entscheide, bekomme 2,7 Prozent mehr Geld.
Daher kritisierte die Bahn die erneute Streikankündigung der GDL scharf. "Die DB setzt auf Kompromisse, die GDL verschärft maßlos den Konflikt", erklärte ein Bahnsprecher. "Wer bei einem neuen Angebot mit bis zu 13 Prozent und der Möglichkeit der 37-Stunden-Woche bei gleichem Gehalt noch nicht einmal an den Verhandlungstisch kommt, handelt absolut unverantwortlich."
Wissing: "Tarifkonflikt nimmt destruktive Züge an"
Kein Verständnis für diese Form der Tarifauseinandersetzung hat auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Seiner Meinung nach nimmt der Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL "zunehmend destruktive Züge" an, wie er im Morgenmagazin von ARD und ZDF sagte. "Ich glaube auch nicht, dass Herr Weselsky sich und seiner Gewerkschaft mit diesem Stil einen Gefallen tut", fügte Wissing mit Bezug auf den GDL-Vorsitzenden hinzu.
Der Fahrgastverband Pro Bahn nannte den sechstägigen Streik eine "Zumutung für Reisende". "Das ist uns ein bisschen sehr viel", sagte der Bundesvorsitzende von Pro Bahn, Detlef Neuß, der Nachrichtenagentur Reuters. Durch die lange Dauer seien nun auch Wochenendpendler betroffen. Neuß kritisierte, der Ausstand betreffe vor allem die Fahrgäste, die aber gar keine Tarifpartner seien. "Das sollte man bei der Dauer der Streiks berücksichtigen."
Bahn: Fahrten können vorverlegt werden
Die Bahn rechnet aufgrund der Arbeitsniederlegung mit massiven Einschränkungen im Zugverkehr. Sie kündigte an, wie auch schon bei den vorherigen Streiks, Züge nach einem stark ausgedünnten Fahrplan fahren zu lassen. Der Konzern riet den Fahrgästen zudem, aufgrund des eingeschränkten Angebots in jedem Fall einen Sitzplatz zu reservieren. Die Zugbindung bereits gekaufter Fahrkarten sei aufgehoben. "Alle Fahrgäste, die ihre für den 24. bis 29. Januar geplante Reise aufgrund des Streiks der GDL verschieben möchten, können ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen", schrieb das Unternehmen. Die Tickets können auch kostenfrei storniert werden.
Zudem hätten Fahrgäste im Fern- und Regionalverkehr im Rahmen einer Sonderkulanz die Möglichkeit, ihre Reise vorzuverlegen und bereits am 22. oder 23. Januar zu fahren.
Vierter Streik im Tarifkonflikt
Der nun angekündigte Arbeitskampf wäre der vierte im laufenden Tarifkonflikt. Vor dem Jahreswechsel legte die GDL bei zwei Warnstreiks große Teile des Personenverkehrs lahm, im Januar folgte dann ein dreitägiger Streik mit ähnlicher Wirkung. DB-Personalvorstand Martin Seiler kritisierte am Freitag, dass die GDL Streiks nicht als letztes Mittel einsetze, sondern als Mittel der Selbstinszenierung.